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17. Jänner 2013 / 23:44 Uhr

Der Krieg ist immer schnell da

Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen: Die Abschaffung der Wehrpflicht macht die Bevölkerung wehrlos. Ein Artikel aus dem aktuellen Unzensuriert-Magazin, das diese Woche den Abonnenten zugeht.

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Da viele Menschen in den Spaßgesellschaften des Neoliberalismus gar nicht mehr wissen, weshalb sie überhaupt wehrhaft sein sollen, stört sie diese Wehrlosigkeit aber nicht weiter. Ein kleines Berufsheer – und so gestaltet muss es sein, weil es nicht zu viel kosten darf -, so ein Heer meinen sie, müsste genügen, um alle Friedensaufgaben zu bewältigen.

Vielleicht funktioniert das auch teilweise; für den Krieg aber reicht ein solches nicht hin. Doch den Krieg haben wir ohnehin abgeschafft – zumindest für Österreich. Und der Bürgermeister von Wien wird nicht müde zu beteuern, dass wir nur mehr von befreundeten und friedlichen Staaten umgeben sind. Das ist auch grundsätzlich nicht falsch – aber engstirnig gedacht, denn die Vorgänge und Entwicklungen in und um Europa zeigen ein anderes Muster.

Niemand soll sagen, er hätte es nicht gewusst

Der “Arabische Frühling” hat bereits einen Vorgeschmack geliefert, was da noch kommen könnte, wenn Inflation zu Hungerrevolten und hohe Jugendarbeitslosigkeit zu Revolutionen führt. Die Finanzkrise und der damit verbundene wirtschaftliche Niedergang, die Verelendung der Bevölkerungen Europas, über die Griechenland und Spanien bereits Zeugnis ablegen, alles das wird schön geredet und verharmlost. Wenn die Schweiz Militärübungen veranstaltet, die Szenarien in einem instabilen Europa zur Grundlage haben, wird das nicht einmal erwähnt in den Medien, und wenn doch allenthalben, dann als lächerlich abgetan. Alles scheint bestens, aber es ist ein trügerischer Schein! – Der Eisberg ist zwar schon in Sicht, aber wir halten mit unserem Schiff “Europa” Kurs dorthin mit voller Kraft. Niemand soll danach sagen, er hätte das alles nicht gewusst.

Der britische Geschichtsphilosoph Arnold J. Toynbee hat bereits vor Jahrzehnten mit seinem Buch “Krieg und Kultur” aus dem Blick auf die Erfahrungen, die uns die Geschichte lehren sollte, seine Stimme mahnend erhoben und skizziert, was auf die wehrlose Gesellschaft zukommen kann, die sich so sehr in Frieden, Sicherheit und von Freunden umgeben wähnt:

Wenn die Zeit erfüllt ist, wird der Schlachtenlärm, der sich an den Rand des Kulturbereichs verzogen hat und fast nicht mehr vernehmlich ist, mit der Vorhut barbarischer Kriegerscharen zurückkehren, die in der guten Schule eines beständigen Grenzkrieges von der Besatzung des Limes die Kunstgriffe des Berufsheeres gelernt und nun die Oberhand über dieses gewonnen haben.

Oder – was noch schrecklicher ist – der furchtbare Laut wird in einer Erhebung des inneren Proletariats wiederkehren, das noch einmal kriegerisch geworden ist – zum Entsetzen der herrschenden Minderheit, die sich in dem Gedanken gewiegt hat, dass dieses “profanum vulgus” längst durch Einschüchterung oder Schmeicheleien zu dauernder Unterwürfigkeit gebracht worden sei.

Die Gespenster des Krieges und des Aufruhrs, die schon zur Sage geworden sind, gehen jetzt wieder wie einst im hellen Tageslicht um. Und eine Bourgeoise, die noch nie zuvor gesehen hat, wie Blut vergossen wird, richtet jetzt in Weile Ringmauern um ihre offenen Städte auf. Als Material muss alles dienen, was gerade zur Hand ist, verstümmelte (Stichwort: schiefgestellte) Standbilder, entweihte Altäre (Stichwort: Pussy Riot), herumliegende Kapitelle gestürzter Säulen (Stichwort: EU-Friedensnobelpreis) und Marmortafeln mit Inschriften (Stichwort: Deserteur-Denkmal), die man schnell von öffentlichen Denkmälern reißt, um die sich niemand mehr kümmert. Diese friedlichen Inschriften haben jetzt ihren Sinn verloren. Die Zeit des “Nachsommers” ist vorbei, und die “Zeit der Wirren” ist zurückgekehrt. Und dieses furchtbare Unheil kommt über ein Geschlecht, das in dem trügerischen Glauben groß geworden ist, dass die bösen Zeiten von ehedem für immer vorbei seien!

Berufsheere können das Unheil nicht abwenden Es ist an der Zeit, das alles wieder zu denken. Berufsheere werden, falls sie dann nicht überhaupt auf der falschen Seite stehen und als verlängerter Arm verhasster Machthaber Verwendung finden, nicht genügen, das Unheil abzuwenden. Die gesamte Bevölkerung muss sich, sobald der Denkprozess abgeschlossen ist, gemeinsam dem Unheil entgegenstellen können. Das kann sie aber nur, wenn sie gelernt hat, sich zu wehren. Die allgemeine Wehrpflicht bildet die Basis hierzu – ihre Abschaffung würde fatale Folgen haben.

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