Der Wehrpflicht-Abstimmungsflop hat in der SPÖ nicht nur für blankes Entsetzen gesorgt, sondern auch innerhalb der roten Führungsebene zu beträchtlichem Gezänk geführt. Streit gab es unter den Genossen wohl schon immer, neu ist jedoch, dass dieser zum Gaudium der politischen Mitbewerber und des Publikums öffentlich ausgetragen wird. Protagonisten des Schauspiels sind der Erfinder der Wehrpflicht-Debatte, Wiens SPÖ-Parteivorsitzender Michael Häupl und sein niederösterreichisches Pendant Sepp Leitner.
Leitner richtete dem mächtigen SPÖ-Paten Häupl aus, sich künftig doch Kommentare zu bundespolitischen Themen zu ersparen. Das ließ dieser natürlich nicht auf sich sitzen und erwiderte seinem Genossen via ORF, dass dieser sich seine Empfehlungen sparen könne und zweieinhalb Jahre Zeit gehabt hätte, seine Kritik zu äußern. Häupls Parteisekretär Christian Deutsch legt in einer Presseaussendung noch ein Schäuferl nach, wirft Leitner “einen sinnlosen Rundumschlag” vor und unterstellt ihm, dass in seinem Bundesland “nix weitergeht”. Der Wiener Landtagspräsident Harry Kopietz wiederum gibt Leitner den Ratschlag zu versuchen, Anleihen aus den “unvergleichbar erfolgreicheren Wahlkämpfen der Wiener SPÖ” zu nehmen. Ob das ein wirklich so guter Ratschlag ist, sei dahingestellt.
Häupls Erfolgsbilanz mehr als mager
Tatsächlich scheint die veltliner-geschwängerte Luft in Häupls Amtsstube den Realitätssinn der Wiener SPÖ-Granden gehörig zu benebeln, hat Häupl mit 39,2 Prozent im Jahr 1996 und mit 44,3 Prozent 2010 doch die historisch schlechtesten Wahlergebnisse für seine Partei eingefahren. So erfolgreich und bürgernah, wie es Sekretär Deutsch dem niederösterreichischen Parteivorsitzenden weismachen will, kann die Häupl-SPÖ also nicht sein.
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