Wenn man sich die österreichische Förderszene ansieht, gewinnt man den Eindruck, der Staat muss im Geld schwimmen. Anders ist es nicht zu erklären, dass er auch für die sonderbarsten Initiativen öffentliche Gelder zur Verfügung stellt. Eine Anfrage von FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky an alle Bundesministerien hat die eigenartigsten Förderprojekte ans Tageslicht gebracht. So unterstützt etwa das Innenministerium unter der Ressortleistung von Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) einen Verein zur Förderung des Gedankenguts Atatürks mit immerhin 4.500 Euro.
Vereinszweck dieser Atatürk-Organisation ist es, “Mustafa Kemal Atatürk, seine Werke, sein Gedankengut sowie deren zeitgenössische Interpretation bekannt zu machen”. Darüber hinaus soll auch “der kulturelle, politische, bürgerrechtliche und wirtschaftliche Status der in Österreich lebenden Türken mit türkischer oder österreichischer Staatsbürgerschaft verbessert werden und deren Interessen wahrgenommen werden”. Auch die “kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Belange der Türkei und der in Österreich lebenden Türken jenen Medien, Personen und Personengruppen besonders nahe zu bringen, die in Österreich Entscheidungsträger sind oder an der Meinungsbildung mitwirken”, ist eine Aufgabe des Atatürk-Vereins.
Kemalismus als Fördergegenstand des Innenministeriums
Der Kemalismus, den dieser Verein zweifellos vertritt, ist eine türkische Ideologie, die auf Mustafa Kemal Atatürk und die Ausrufung der Republik Türkei im Jahr 1923 zurückgeht. Als Symbol dafür stehen sechs Pfeile für Republikanismus, Laizismus, Populismus, Revolutionismus, Nationalismus und Etatismus. Dass gerade die Republik Österreich eine türkische Staatsideologie fördert, ist zumindest sonderbar. Bei den 4.500 Euro handelt es sich um den österreichischen Anteil im Rahmen der Kofinanzierung durch den Europäischen Integrationsfonds. Offensichtlich fließen aus EU-Mitteln noch weitere Summen an den Atatürk-Verein und somit indirekt noch einmal österreichische Gelder.
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