Am 26. April 2013 jährt sich zum 16. Mal der Todestag des roten Bankers Gerhard Praschak. Bis heute als Selbstmord dargestellt, erschütterte der Tod des langjährigen SPÖ-Ministersekretärs und engen Mitarbeiters von Bundeskanzler Franz Vranitzky die Innenpolitik und Bankenwelt der Alpenrepublik. Praschak machte gemeinsam mit der SPÖ den langen “Marsch durch die Institutionen” mit. Nach seinem Wirtschaftsstudium stieg er in der Österreichischen Nationalbank ein. In weiterer Folge wurde das SPÖ-Mitglied Praschak Sekretär und Berater des langjährigen SPÖ-Finanzministers Ferdinand Lacina. Es folgte eine Berufung als Kabinettschef von Bundeskanzler Franz Vranitzky.
Mit Hilfe der SPÖ zog Praschak in den Vorstand der Österreichischen Kontrollbank ein. Dort managte er die staatlich garantierten Exportfinanzierungen. Als es im Zuge umfangreicher personalpolitischer Weichenstellung in der SPÖ zu einem beabsichtigten Wechsel des ehemaligen Vranitzky-Sekretärs und langjährigen SPÖ-Regierungsmitglieds Rudolf Scholten kam, stand auch die Position Praschaks zur Disposition. In SPÖ-Kreisen wurde kolportiert, dass Scholten an seine alte Arbeitsstätte in der Kontrollbank zurück wollte, und das als rotes Vorstandsmitglied.
Praschak wollte kein Opfer der Personalpolitik sein
Der Vorstand der Kontrollbank war nach der großkoalitionären Machtaufteilung mit einem ÖVP- und einem SPÖ-Vertrauten besetzt. Praschak konnte sich ausrechnen, dass es selbst bei einer politisch beabsichtigten Erweiterung des Vorstandes auf drei Personen für ihn früher oder später eng werden könnte. Nach ergebnislosen Gesprächen mit SPÖ-Bundeskanzler Viktor Klima und Finanzminister Rudolf Edlinger sah er keinen Ausweg mehr für seine Karriere. Am Samstag, dem 26. April 1997, erschoss sich Gerhard Praschak in seinem Vorstandsbüro in der Wiener Innenstadt mit einer Smith & Wesson.
Freitod und Dossier über das Bankwesen in Österreich
Bevor er zum Revolver griff, zündete er noch eine politische Zeitbombe. Er verschickte an die Oppositionsparteien im österreichischen Nationalrat und an Medien ein Dossier über das Bankwesen in Österreich mit vertraulichen Informationen. Darin befanden sich sowohl Gesprächsnotizen mit SPÖ-Regierungsmitgliedern als auch Unterlagen über risikoreiche Auslandsgeschäfte und verdeckte Gewinnausschüttungen an Eigentümerbanken der Kontrollbank. Auch die Bank Austria, deren Übernahmecoup der früheren Creditanstalt und die Person des langjährigen Generaldirektors Gerhard Randa kamen in Praschaks schriftlichem Nachlass nicht gut weg. Noch mehr als zehn Jahre später führten die Informationen über den sogenannten “Lombardclub” zu politischen Diskussion im österreichischen Nationalrat. Auch die neue Große Koalition hält sich über die seinerzeitigen Vorgänge lieber bedeckt.
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