Anlässlich der Eröffnung der “3. Wiener Integrationswoche” wurden am 2. Mai 2013 erstmals die sogenannten “MigAwards” verliehen – Preise für Personen, Organisationen und Projekte, die sich besonders um “mehr Diversität” verdient gemacht haben. Gewählt haben die Migranten selbst, die sich via Internet für eine Jury anmelden durften. Ähnlich der “Goldenen Himbeere” als Anti-Oscar gab es auch einen Negativpreis namens “Sackgasse”, der den brandmarken soll, der “der erfolgreichen Integration und Teilhabe von MigrantInnen in der österreichischen Gesellschaft im Weg steht oder ihnen dies erschwert”.
Kronen Zeitung, FPÖ und Unzensuriert nominiert
Für diesen Sackgassen-Preis war neben der FPÖ und der Kronen Zeitung auch Unzensuriert.at nominiert. Der anwesende Unzensuriert-Redakteur hatte sich bereits eine kleine Dankesrede vorbereitet – allerdings vergebens. Der Preis ging nämlich an die Krone, die also – von Migranten bestätigt – noch “böser” ist als Unzensuriert und die FPÖ. Auf der Veranstaltung wurde übrigens mit keinem Wort erwähnt, wodurch sich die auflagenstärkste Zeitung Österreichs für diese “Auszeichnung” qualifiziert hätte. Auf der MigAward-Homepage findet sich immerhin folgender Erklärungsversuch:
Die Berichterstattung in der Kronenzeitung ist geprägt von der negativen Darstellung von Menschen mit Migrationshintergrund. Diese werden meistens als Kriminelle dargestellt. Ein besonders drastisches Beispiel ist ein Artikel vom 23.12.2012, den der Medienwatchblog Kobuk “entdeckt” hat. So schreibt der Kronenzeitungjournalist: “Kurz vor dem Ziel zückte der Südländer (einer von hunderten kriminellen Ausländern, die unsere Heimat unsicher machen) ein Messer.” Auch reißerische Schlagzeilen wie “Fünffach-Mörder als Asylwerber” schüren einen Hass in der Bevölkerung gegen Asylwerber und gegen Menschen mit Migrationshintergrund. Kaum positive Beispiele in der Berichterstattung führen zur Vermittlung eines negativen Bildes dieser Menschen. Aufgrund der großen Reichweite der Kronenzeitung wird das negative Bild von MigrantInnen besonders stark verbreitet.
Und so steht die Krone also der erfolgreichen Integration im Weg. Doch dafür sollte sie – wenn man den Reden bei der Veranstaltung lauschte – eigentlich einen ernst gemeinten Preis erhalten. Denn nichts ist so schlimm und unzumutbar für Migranten wie Integration, betonten die Redner des Abends. Die Leiterin der Magistratsabteilung 17 für “Integration und Diversität”, Ursula Struppe, betonte, am besten an dieser Integrationswoche gefalle ihre, dass auf dem Programm “das Wort Integration hier nur ganz, ganz klein unten steht” und “die Wiener Vielfalt” auf der Titelseite sei. Das Wort störe sie, es solle “spärlicher” gebraucht werden.
Ute Bock ist Person des Jahres
Den Preis für die Peron des Jahres erhielt – wenig überraschend – Flüchtlings-Oma Ute Bock, was die versammelte Gutmenschlichkeit zur stehenden Ovationen hinriss, Bock selbst zu Tränen rührte und der Grün-Politikerin Alev Korun als Verkünderin der Entscheidung einen kleinen Auftritt vor ihrer Klientel ermöglichte.
Krone-Schwester Heute ist Medienpartner
Bekanntester Medienpartner der Integrationswoche ist übrigens die Gratis-Zeitung Heute, das Schwesterblatt der Krone, das sich offensichtlich rehabilitieren muss, nachdem kürzlich ein Mordverdächtiger als “zu jener Sorte Mann” gehörig bezeichnet wurde, “die zum Glück eher hinterm Halbmond lebt. In Ländern, wo das Gesäß beim Beten höher ist als der Kopf”. Die unentgeltliche Arbeit für muslimische Organisationen, die die beiden Redakteure leisten wollten, war offenbar nicht genug der Buße für diesen auch vom Presserat gerügten Bericht.
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