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19. Mai 2013 / 08:00 Uhr

Dänemark: Rote sagen Abstimmung über Euro ab

Der Aufschrei sogenannter Wirtschaftskapitäne und Regierungspolitiker war ähnlich laut wie einst in Österreich: Sollte der Euro nicht kommen, warnten diese, würde Dänemark durch höhere Zinsen und langsameres Wachstum bestraft werden. Das Volk glaubte ihnen nicht und stimmte gegen die europäische Währung und für die Beibehaltung der Krone als Zahlungsmittel. Der Lohn dafür: Heute steht Dänemark im Vergleich zu vielen Ländern in der Währungsunion gut da.

Es war genau vor zwanzig Jahren, am 18. Mai 1993, dass eine Volksabstimmung den dänischen Sonderstatus in der EU besiegelte. Versuche, diese Entscheidung der Bevölkerung umzustoßen, scheiterten gründlich. Zuletzt gab es im Jahr 2000 ein Referendum. In diesem sprachen sich 53,3 Prozent der Wähler dagegen aus, die Krone gegen den Euro zu tauschen. Seither hat sich die Stimmung im Land nicht geändert. Die Tageszeitung Die Presse schreibt unter Berufung auf eine Umfrage im Auftrag der Danske Bank, dass 57 Prozent zur Einführung des Euro klar Nein sagen würden. Und nur noch 15 Prozent der Dänen sind für den Euro.

Sozialdemokratin muss Drehbuch ändern

Bei dieser eindeutigen Stimmungslage im Land ist es schwer, Wahlkampf für den Euro zu machen. Daher hat die Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt, die im Herbst 2011 die Regierungsmacht übernahm, das Drehbuch ihrer vierjährigen Legislaturperiode geändert. Ursprünglich sollte jetzt eine neuerliche Volksabstimmung stattfinden, die auch Dänemark für den Euro öffnen sollte. Doch Thorning-Schmidt musste einsehen, dass dies wenig Sinn hat. “Die Eurokrise hat zu viel Unruhe geschaffen, das Referendum muss warten”, sagte sie dänischen Medien.

Ausländische Anleger zahlen Negativzinsen

Tatsächlich hat die Beibehaltung der Krone als Währung viel Positives bewirkt: Die Inflation liegt unter einem Prozent, die Staatsschulden machen nur 27 Prozent aus, das Haushaltsdefizit in diesem skandinavischen Land wird dieses Jahr wieder unter die kritische Marke von drei Prozent gedrückt. Dänemark steht so gut da, dass die Nationalbank von ausländischen Anlegern, die ihr Geld sicher parken wollen, Negativzinsen von 0,1 Prozent verlangen kann: Statt Zinsen zu kassieren, müssen sie also eine Prämie zahlen. Außerdem bleibt den Dänen das Privileg vorbehalten, die Rettungspakete für krisengeschüttelte Euroländer nicht mittragen zu müssen.

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