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30. Juni 2013 / 08:15 Uhr

Jahrhundert-Hochwasser kommen praktischer Weise im Wahljahr

Jahrhunderthochwasser (der Begriff wird langsam inflationär) haben irgendwie die Eigenheit, in Wahljahren aufzutreten. 2002 hat sich das Gerhard Schröder in Deutschland zunutze machen können, weil er mit Gummistiefeln durch die Botanik latschte. Das Gleiche tut nun Mutti Angela Merkel – vermutlich im wasserdichten Hosenanzug. Von den Nachbarn gelernt, ließen sich auch Kanzler Werner Faymann und sein Vize Michael Spindelegger hemdsärmelig und medienwirksam in den Katastrophengebieten blicken – schließlich wird im Herbst auch in Österreich gewählt.

Was haben die Leute davon? Nichts. Diverse Politiker sind lediglich auf Stimmenfang und versuchen in ihrer Ohnmacht die Verantwortung für die Katastrophe auch noch dem politischen Gegner umzuhängen. In Österreich war zudem auffällig, dass im Gegensatz zur Flut vor zehn Jahren im ORF kaum Bundesheersoldaten im Hochwassereinsatz gezeigt wurden. Komisch, denn auf der Homepage des Verteidigungsministeriums liest man am 11. Juni 2013 folgende Meldung:

Insgesamt stehen heute über 2.200 Soldaten im Hochwassereinsatz, rund 1.000 werden als Reserve bereitgehalten. Auch die Hubschrauber des Österreichischen Bundesheeres transportieren wieder Ausrüstung, Gerät und Baumaterialien in Tirol, Salzburg und Niederösterreich. Insgesamt wurden bereits 174.900 kg an Lasten bewegt.Eine besondere Aufgabe lösen die Soldaten des Pionierbataillons 2 heute im Raum Taxenbach-Högmoos; sie errichten sogenannte “Krainerwände”. Diese Wände bestehen aus einem Verbund von Holzstämmen und dienen zur Stabilisierung von Böschungen und Hängen.

Im Bild waren diese Leistungen der Wehrpflichtigen im Fernsehen aber nicht. Vielleicht gewollt, um nicht zugeben zu müssen, dass ein Berufsheer, wie es SPÖ und Grüne wollten, nicht so effektiv einzusetzen gewesen wäre, wie das bei der Volksbefragung mit großer Mehrheit bestätigte und seit Jahrzehnten bewährte Österreichische Bundesheer.

Gründe der Katastrophe sind hausgemacht

Über die Gründe für die Katastrophe muss man nicht streiten, die sind hausgemacht. Wenigstens zum größten Teil. Wenn man Flüsse in ganz Europa zu Schiffsautobahnen ausbaut und Überflutungsgebiete als Bauland für Shoppingcenter zweckentfremdet, muss man sich nicht wundern. Und selbst wenn es gelänge, die Städte durch Staumauern zu schützen,  verlagerte man das Problem nur stromabwärts. Schlussendlich bräuchte dann die letzte Stadt in der Hochwasserkette eine 50m hohe Stauwand. Abgesehen davon würde dieser Plan nicht abzuschätzende Auswirkungen auf die Ökologie haben.

Überlagerung von zwei Niederschlagsspitzen

So weit denken die Politiker aber nicht. Gelingt es nicht, die Katastrophe dem politischen Gegner in die Schuhe zu schieben, werden andere Ursachen ausgemacht und in den außerordentlich hohen Regenmengen entdeckt. Die wissenschaftlichen Daten dazu lieferte Günter Böschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien, die orf.at veröffentlichte. Er kam zum Schluss, dass es eine “Überlagerung von zwei Niederschlagsspitzen” gab, wobei die höchsten Werte am österreichischen Alpen-Nordrand bzw. an der Grenze zu Bayern auftraten. Während vor elf Jahren zwischen diesen beiden Spitzenwerten (damals im Mühl- und im Waldviertel) allerdings einige Tage lagen, wurden heuer die beiden Spitzen sehr knapp nacheinander gemessen, was die Hochwassersituation verschärfte.

Juni-Schnee verhinderte noch Schlimmeres

Blöschl sagt in seiner Expertise außerdem, dass die Nullgradgrenze zu dieser Zeit relativ tief lag. Deshalb fiel in den Alpen ein beträchtlicher Anteil des Niederschlags in Form von Schnee, “sonst wäre das Hochwasser wohl noch heftiger ausgefallen”.

Diese wissenschaftliche Expertise ist zwar interessant, nützt den Betroffenen aber auch nichts. Wo bleibt, wie bei der Bankenkrise, der Rettungsschirm? Er würde wesentlich weniger kosten als die Rettung einer einzigen Bank und der Begriff “Schirm” wäre wenigstens ein einziges Mal gerechtfertigt.

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