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Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Gudula Walterskirchen schrieb in der Presse über Fehler und fragwürdige Aktivitäten im Umfeld des Bundespräsidenten. Einen Tag später wurde sie vom Chefredakteur hinausgeworfen.

12. April 2022 / 10:55 Uhr

Walterskirchens letzter „Presse“-Artikel: Hat sie das Amt des Bundespräsidenten beschädigt?

Gudula Walterskirchen hat gestern, Montag, ihren letzten Kommentar in der Tageszeitung „Die Presse“ veröffentlicht. Sie wurde überraschend auf die Straße gesetzt, nachdem sie einen kritischen Artikel über Bundespräsident Alexander Van der Bellen brachte.
Vom Chefredakteur gekündigt
In ihrem letzten Beitrag als „Querschreiberin“ mutmaßte Walterskirchen, dass es einen Zusammenhang zwischen ihrem Rauswurf und ihrem Kommentar zu Van der Bellen geben könnte. Sie schrieb unter dem Titel “Es braucht eine Rückbesinnung auf die journalistischen Grundregeln”:

Ich bin der festen Überzeugung, dass es in einer Demokratie die Vielfalt der Meinungen braucht. Auch wenn mir vor wenigen Tagen, nach meinen kritischen Reflexionen über den Bundespräsidenten und seine Umgebung, der Chefredakteur der „Presse“ überraschend mitgeteilt hat, dass mein Platz als Querschreiberin künftig von jemand anders eingenommen wird. All jenen, die Vielfalt schätzen und an meinem Beitrag dazu interessiert sind, sei versichert, dass ich mich weiterhin zu Wort melden werde.

“Größere Umstellung” trifft nur Walterskirchen
Gegenüber unzensuriert sagte Gudula Walterskirchen, dass ihr zwar kein konkreter Grund für ihren Rauswurf genannt worden wäre, jedoch wäre ihr einen Tag nach Erscheinen des Textes über den HBP gesagt worden, dass es eine „größere Umstellung“ bei den Querschreibern geben würde.
Allerdings treffe diese „größere Umstellung“ offenbar nur sie, so Walterskirchen, die dem Bundespräsidenten wohl zu fest auf die Füße trat. Unter dem Titel „Das Amt des Bundespräsidenten darf nicht beschädigt werden“ berichtete die Journalistin über Kompetenzüberschreitungen und fragwürdige Aktivitäten seines Umfelds, die ein schiefes Licht auf das Amt des Bundespräsidenten und auf ihn selbst werfen würden.

Van der Bellen’s physischer Zustand in Frage gestellt
Walterskirchen stellte die Frage, ob Van der Bellens physischer und psychischer Zustand dergestalt sei, dass er die enormen Belastungen und Herausforderungen noch sechs Jahre lang bewältigen wird können? Womöglich, stellte Walterskirchen in den Raum, könne das ein anderer Kandidat besser.
EU-Heer für Van der Bellen kein Neutralitätsproblem
Es bräuchte, so Walterskirchen weiter, gerade jetzt einen Mann mit Um- und Weitsicht an der Spitze des Staates, der in einer besonderen Lage die Neutralität nicht gefährden würde. Aber Van der Bellen habe sich als Oberbefehlshaber des Bundesheers für eine Teilnahme an einem EU-Heer ausgesprochen, er sehe darin kein Problem mit der Neutralität.
Umfeld des Bundespräsidenten wirft schlechtes Licht auf Amt
Auch das Umfeld des Präsidenten würde Fragen aufwerfen. Mittlerweile würden sich die Vorkommnisse mehren, die Van der Bellen nicht im günstigsten Licht erscheinen ließen. So etwa wäre der langjährige und engste Berater und Wahlkampfmanager, Lothar Lockl, aufgrund der hohen Summen aus diversen Ministerien in den medialen Fokus geraten. Wörtlich meinte sie:

Man stelle sich dasselbe bei einem Bundespräsidenten der ÖVP oder der FPÖ vor!

Österreich hat ein Problem mit Filz und Korruption
Gudula Walterskirchen bringt in ihrem Artikel wenig Verständnis dafür auf, warum Van der Bellen die Problematik nicht erkennen könne. Österreich habe ein Problem mit Filz, Interessenkonflikten und Korruption. Aus all diesen Gründen brauche es eine Persönlichkeit für das höchste Amt, „die umsichtig, strikt überparteilich, belastbar, tatkräftig und über den leisesten Verdacht erhaben ist, dass sie selbst oder ihr Umfeld in Interessenskonflikte verstrickt ist“.
Mediale Hinrichtung für Van der Bellen
Eine derartige Wucht von Kritik musste Alexander Van der Bellen schon lange nicht mehr einstecken. Eine mediale Hinrichtung, eine Majestätsbeleidigung, die in einem österreichischen Mainstream-Medium offenbar keinen Platz haben darf. Ansonsten hätte die Presse eine so talentierte und unabhängige Journalistin wie Gudula Walterskirchen auf jeden Fall behalten müssen.

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