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7. Juli 2013 / 11:11 Uhr

Historiker-Kommission gegen Wiener Straßennamen kostete 70.000 Euro

Obwohl der Stadtverwaltung in Wien an allen Ecken und Enden das Geld fehlt, hat man doch immer wieder für “Sinnlosprojekte” etwas übrig. Vor kurzem wurde ein 350-Seiten-Bericht unter dem Titel Forschungsprojektendbericht Straßennamen Wiens seit 1860 als “Politische Erinnerungsorte” fertiggestellt. Kostenpunkt: 70.000 Euro. B

eauftragt wurde eine “unabhängige Forschungskommission” – Vorsitzender war allerdings der SPÖ-nahe Zeithistoriker Oliver Rathkolb. Rathkolb war unter unter anderem von 1985 bis 2003 wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Bruno-Kreisky-Archiv. Ab 1992 war er gleichzeitig auch Wissenschaftskoordinator des Bruno-Kreisky-Forums für Internationalen Dialog. Beide von der öffentlichen Hand nicht zu knapp finanzierten Einrichtungen dienen vor allem dem Ahnenkult rund um den langjährigen ehemaligen SPÖ-Bundeskanzler Kreisky. Mit dabei bei der Erstellung des Gesinnungsschnüffelei-Berichts war natürlich auch die “Expertise” des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands.

Die rot-grüne Stadtverwaltung unter Michael Häupl (SPÖ) und Maria Vassilakou (Grüne) kann jedenfalls zufrieden sein: Von ausgewiesenen Funktionären der NSDAP und offensichtlichen oder vermeintlichen Antisemiten bis hin zu konservativen Christlich-Sozialen und ÖVP-lern machte man die Namensgeber von 159 Straßen und Plätzen in Wien “ideologisch dingfest”.

Bürgermeister Karl Lueger ist nur die Spitze des Eisbergs der Umbenennungen

Der verdienstvolle christlich-soziale Wiener Bürgermeister Karl Lueger ist nur die Spitze des Eisbergs bei Umbenennungen und Infragestellungen. Neben vielen Unprominenten lieferte man auch so verdienstvolle historische und künstlerische Personen wie Herbert von Karajan, Paula Wessely, Heimito von Doderer, ÖVP-Bundeskanzler Julius Raab oder den Unfallchirurgen Lorenz Böhler dem historischen Gesinnungsschnüffelleitest aus.

Im schönen “Neusprech” der linken Dialektiker versucht man die eigene Rolle kleinzureden, obwohl man in diesem Fall Gerichtsgutachter, Richter und Henker in einem ist, da sich eine rot-grüne Stadtverwaltung nun bequem auf die “wissenschaftlichen Ergebnisse” bei politisch motivierten Umbenennungs-Origen in der Zukunft ausreden kann:

Unsere Funktion sehen wir als WissenschaftlerInnen mangels demokratischer Legitimation nicht darin, konkrete politische Entscheidungen zu fällen, sondern vielmehr darin, durch eine kommentierte Datenbasis einen strukturierten Entscheidungsprozess zu ermöglichen, wobei unser Bericht nur einen ersten Impuls leisten kann und soll. Eine konstruktive Diskussion könnte – wie auch Fälle in der Vergangenheit zeigen – zum Beispiel zunächst in den Bezirken stattfinden. Wesentlich scheint uns an dieser Stelle die Feststellung, dass Straßenbenennungen keine Lektion der historischen Bil­dung sind, sondern ausdrücklich als Ehrungen gemeint waren und daher auch als sol­che behandelt werden sollten. Die Diskussion über Licht-und Schattenseiten von Na­mensgeberInnen ist zugleich immer eine Diskussion über Werthandlungen, auf die sich eine Gesellschaft verständigen kann. Gerade in einer lebendigen Demokratie ist diese öffentliche Auseinandersetzung ein zentrales Element moderner Politik. Die Palette der denkbaren und auch in Österreich sowie international üblichen Formen des Umgangs mit “belasteten” Straßennamen reicht von Umbenennung oder Umwid­mungen, über inhaltlich präzise Erklärungstafeln, die sowohl die positiven als auch die negativen Leistungen und Werthaltungen der namensgebenden Person thematisieren bis hin zu künstlerischen Interventionen. Letztere können eine kritische Perspektive auf biographische Hintergründe der jeweiligen Straßenbezeichnungen nachhaltig ver­mitteln.

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