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8. August 2013 / 23:00 Uhr

Vor dem ersten Schrei im Wassereimer ertränkt

Wer heute noch behauptet, im Arbeiter- und Bauernstaat DDR war vieles besser, dem ist nur zu empfehlen, das Interview mit der Hebamme Christine Philipp in der Berliner Wochenzeitung Junge Freiheit zu lesen. Dort gibt sie Erschreckendes preis: Sie selbst habe gesehen, wie Frühgeburten noch vor dem ersten Schrei im Wassereimer ertränkt wurden. Die Klinik Friedrichroda, wo Frau Philipp arbeitete, wollte so Frühgeburten zu Fehlgeburten umdeuten.

Der Mord an den Babys sollte in der DDR die Statistik der Säuglingssterblichkeit schönen. Das Vorgehen war schauerlich! Christine Philipp schildert: “Ich fand die gängige Praxis vor, dass man bei allen Geburten um 1.000 Gramm einen Wassereimer neben das Bett stellte, schnell abnabelte und ehe das Kind den ersten Schrei tun konnte, dasselbe unter Wasser drückte.” Einmal habe die Schwester angeordnet: “Öffnen Sie das Fenster und legen Sie das Kind aufs Fensterbrett.” Es war Dezember, sehr kalt und das Kind war unbekleidet. “Mir wurde jetzt erst klar, um was es wirklich ging. Bisher dachte ich, es ginge um nachlässige Versorgung, aber das hier, das hier war – Mord!”, zeigt sich Philipp im Interview erschüttert von den Ereignissen, die sie als Hebammenschülerin miterleben musste.

Müttern totes Baby vorgetäuscht

Musste – denn als sie sich dagegen zu Wehr setzen wollte, wurde ihr Lohn gekürzt und sie wurde in eine andere Abteilung versetzt. Die junge Frau hatte man so zum Teil des Systems gemacht. Noch heute fühlt sich Christine Philipp schuldig, “weil ich nicht stark genug war, dagegen etwas zu unternehmen”. Den Müttern habe man einfach gesagt, ihre Kinder seien tot geboren worden, “dabei ließ man sie im Raum nebenan sterben”.

Mit der Aufdeckung des Babymordes in der DDR bewirkte Christine Philipp 1994 gegen den Widerstand des Bundesgesundheitsministeriums die Novellierung des Personenstandsgesetzes und rettete damit Abertausenden Frühgeburten das Leben. Zuvor war sie allerdings heftig befehdet worden: Das Neue Deutschland schrieb von einer “Rufmordkampagne”, die Landespolitik ließ sie im Stich, sie erhielt Morddrohungen, die Erfurter Frauenklinik kürzte ihren Lohn und brachte sie vor Gericht – wo Christine Philipp aber letztlich siegte.

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