Die Prognose für die Weltwirtschaftsentwicklung in diesem und nächstem Jahr wurde kürzlich von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) heruntergeschraubt: Hatte man im nächsten Jahr noch eine Steigerung von 4 % erwartet, so gehen die Experten nun nur mehr von knappen 3,6 % Wachstum aus. Grund dafür ist unter anderem eine Abschwächung der “Emerging Markets”.
Geldfluss der USA in Emerging Markets gedrosselt
Staaten, die sich gerade in wirtschaftlichem Aufschwung befinden (wie etwa Brasilien, Indien oder die Türkei), benötigen ausländisches Kapital, um dieses Wachstum auf längere Hinsicht zu finanzieren. Bis jetzt waren die USA ein wichtiger Anbieter solchen Kapitals. Die Vereinigten Staaten betrieben durch das sogennante QE3-Programm eine lockere Geldpolitik und versorgten den Weltmarkt mit frischem Geld. Doch dieses Programm wurde im Sommer reduziert, woraufhin die Geldflüsse in die aufstrebenden Märkte gedrosselt wurden.
Die einzige Wirtschaftsmacht, die nicht zur allgemeinen Wachtsumsabschwächung beiträgt, sondern im Gegenteil weiter expandiert, ist die Volksrepublik China. Hier erwartet die OECD nach wie vor eine Expansion von 7,5 %, somit wird China immer mehr zu einer tragenden Säule der Weltwirtschaft. Dazu tragen besonders innenpolitische Reformen der Volksrepublik bei, die mit jahrelangen Traditionen brechen, um den wirtschaftlichen Aufschwung zu stärken: Beispielsweise wird die Ein-Kind-Politik gelockert, das Sozialsystem wird zugunsten eines flexibleren Arbeitsmarktes reformiert, staatseigene Betriebe werden höheren Gewinn ausschütten und der Yuan soll dank Einlagensicherungen als internationale Währung etabliert werden. Die Onlineplattform Alpari berichtete auch darüber, dass China zukünftig den Gang an die Börse für chinesische Unternehmen erleichtern will.
EZB warnt vor Deflation
Die Prognosenänderung sorgte am Weltmarkt zunächst für einen kleinen Aufschwung, im Endeffekt schloss der Börsenhandel jedoch negativ. Unterdessen warnte in Europa Peter Praet, Chefsvolkswirt der EZB, auf der 16. Euro Finance Week in Frankfurt vor deflationären Risiken in Europa. Es bestehe die Gefahr, dass realwirtschaftliche Kapazität nicht ausgelastet werde, weiters sei das Geldmengenwachstum nur halb so hoch wie erwartet.
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