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6. März 2014 / 08:48 Uhr

Der Infokrieg um die Ukraine: Wer ist unseriöser?

Eine europäisch gesinnte, Humanismus und Menschenrechten verpflichtete Demokratiebewegung gegen ein durch und durch korruptes, diktatorisches und gewalttätiges Polit-Establishment. So wurde von Anfang an der Konflikt um die Ukraine in westlichen Medien präsentiert. Dass die stärksten und treibenden Kräfte auf dem Kiewer Maidan rechtsextreme Polit-Hooligans waren und sind, dass ihre Anführer mit den “Werten” der EU so viel am Hut haben wie Wladimir Putin mit der Homo-Ehe, wurde geflissentlich ausgeblendet. Und doch bahnte es sich da und dort seinen Weg – auch an die europäische Öffentlichkeit.

Dafür verantwortlich war wohl, dass die russische Seite die westliche Mediendarstellung nicht unkommentiert stehen ließ und – beispielsweise über den stark verbreiteten englischsprachigen Sender Russia Today – auch andere Blickwinkel auf das Geschehen öffnete. Russland gab sich in der Schlacht um die Deutungshoheit der Ereignisse ebenso wenig geschlagen wie in dem Konflikt um die Ukraine an sich. Die USA und ihre europäischen Vasallen hatten sich die Sache wohl einfacher vorgestellt, wenngleich es kaum vorstellbar ist, dass jemand ernsthaft geglaubt hat, man könne mit einer freigelassenen Gasprinzessin und einem Boxer als Heimattourist dem machtbewussten russischen Präsidenten eines seiner geostrategisch wichtigsten Einflussgebiete entreißen.

Erfunden und desinformiert wird nur durch Russland

Nun ist der Schaden angerichtet. Die EU darf dafür zahlen, sich von Putin demütigen zu lassen. Und auch die mit aller regierungstreuen Medienmacht vermittelte Wahrheit über die Guten und die Bösen bekommt immer tiefer Kratzer ab. Besonders gefinkelte Propagandajournalisten des Westens – und dazu zählt sich wohl der altlinke Standard-Fernsehsprecher Robert Misik – versuchen nun, die Sache auf die Meta-Ebene zu holen. Ein “Infowar” werde geführt “mit erfundenen Nachrichten und völlig tendenziöser Desinformation”, die selbstverständlich nur von russischer Seite verbreitet würden, ausgeheckt von “bezahlten Info-Kriegern bei ,Voice of Russia'”. Dass die natürlich lügen und seinesgleichen Recht hat, begründet Misik am Ende seines Videoblogs ganz einfach:

Es gibt manchmal historische Situationen, wo es wirklich darauf ankommt, auf welcher Seite man steht. [.] Wenn eine Bürgerbewegung und Zivilgesellschaft in all ihrer Unübersichtlichkeit und Buntheit, mit all ihren sympathischen und vielleicht auch unsympathischen Elementen gegen Potentaten und Kleptokraten steht und wenn man sich dann auf die Seite der Potentaten und auf die Seite der militärischen Aggression schlägt, aber dann hat man wirklich, aber wirklich, die elementarsten Lehren der Geschichte nicht verstanden.

Amen. Oder “Viva la revolución”, wie man in Misiks ideologischen Kreisen wohl eher zu sagen pflegt. In Kreisen, die stets sich selbst für ungeheuer intelligent, das zu bevormundende Volk dafür für saudumm hielten. Was sie uns vorbeten – auftrags- oder überzeugungsgemäß – glauben mittlerweile nicht einmal mehr die westlichen Politiker. In einem rund zehnminütigen abgehörten Telefonat mit der EU-Beauftragten für Außenpolitik, Catherine Ashton, berichtete der estnische Außenminister Urmas Paet am 26. Februar, was ihm Mitglieder der Zivilgesellschaft in Kiew erzählt hätten. Die Toten auf beiden Seiten – Polizisten oder Maidan-Demonstranten – seien von denselben Scharfschützen getötet worden. Er habe Fotos gesehen und Ärzte hätten bestätigt, dass die Morde die gleiche Handschrift trügen und mit den gleichen Kugeln verübt worden seien. Die neue Koalition weigere sich, diese Taten zu untersuchen, weil hinter den Scharfschützen nicht Janukowitsch, sondern “jemand aus der neuen Koalition” vermutet werde, wie Paet wörtlich sagte.

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Ashton wischte die massiven Bedenken über die neue Führung mit wenigen Sätzen vom Tisch. Einer davon lautete: “Ein Aktivist oder Arzt zu sein, ist sehr wichtig, aber es bedeutet, dass man kein Politiker ist.”

Westliche Medien verschweigen abgehörtes Telefonat

Die westlichen Mainstream-Medien berichten darüber nach mehrstündiger Nachdenkphase nun zaghaft – nicht immer ohne den mitschwingenden Unterton, es könne sich dabei um “völlig tendenziöse Desinformation” handeln. Das estnische Außenministerium hat jedoch das Gespräch bestätigt und bedauert, dass es abgehört wurde. Dies gegenüber der Stimme Russlands – ein westliches Medium hat wohl nicht nachgefragt. Immerhin herrscht Infokrieg.

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