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3. Juni 2014 / 02:37 Uhr

Reislamisierung: Tausende Türken beten demonstrativ vor der Hagia Sophia

Schon seit langem schwelt in der türkischen Hauptstadt Istanbul ein Konflikt um die Nutzung ihres Wahrzeichens, der Hagia Sophia. Bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen war sie die Hauptkirche der orthodoxen Kirche des Ostens. Ungefähr 2002, mit der Machtübernahme der 2001 von Recep Tayyip Erdogan gegründeten islamisch-konservativen AKP, wurden die Stimmen laut, die ehemalige Kirche und jetziges Museum in eine Moschee umzuwandeln. Diese Umwandlung stand stets auf der politischen Agenda von Erdogans AKP-Partei; sie sollte ein Symbol für die Re-Islamisierung der Türkei nach den Jahrzehnten der laizistischen Politik Atatürks sein.

Die 537 nach Christus errichtete Kirche galt einst als christliches Wahrzeichen des byzantinischen Reiches und als Mittelpunkt der orthodoxen Kirche. Nach dem Einfall der Osmanen wurde die Kirche seit 1453 lange Zeit als Moschee zweckentfremdet bis sie Mustafa Kemal Atatürk 1935 in ein Museum umfunktionieren ließ. 

Türken feiern Eroberung Konstantinopels durch Osmanen

Diesen Samstag haben sich nun tausende Türken vor der Hagia Sophia versammelt, um demonstrativ davor zu beten. So soll der Forderung nach einer Umwandlung in eine Moschee Nachdruck verliehen werden. Zu diesen Protesten haben die islamistische Organisationen, sowie die regierende AKP aufgerufen. Auch wurde provokanterweise die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 gefeiert, bei welcher Tausende Christen umkamen. Auf der Gegenseite starteten türkische Intellektuelle nun eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Hagia Sophia als Museum. Einer der Organisatoren, der Architektur-Professor Ugur Tanyeli, warf den islamischen Fanatikern vor, die Geschichte Istanbuls erst mit der osmanischen Eroberung beginnen zu lassen.

Auch der armenisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. hat sich in den Nutzungskonflikt eingeschalten. Im Gegensatz zu vielen katholischen oder evangelischen Geistlichen findet er klare Worte für die islamischen Aggressionen. In der türkisch-armenischen Wochenzeitung Argos meinte er: “Wenn überhaupt eine erneute religiöse Nutzung der Hagia Sophia anstehe, dann als Kirche, weil sie als solche errichtet worden sei”. Angesichts des Drucks von islamistischer und nationalistischer Seite dürfte das Vorhaben, die Hagia Sophia in eine Moschee umzuwandeln, aber wohl bald umgesetzt werden. Auch der stellvertretende türkische Ministerpräsident Bülent Arinc hat sich für die Umwandlung des Museums in eine Moschee ausgesprochen.

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