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4. Juli 2014 / 17:34 Uhr

Karas fiel bei EVP-Vorwahl zum Parlaments-Vizepräsidenten durch

Othmar Karas gerierte sich im EU-Wahlkampf als vorbildlicher und äußerst beliebter EU-Abgeordneter. Sogar seine Parteizugehörigkeit stellte der ÖVP-Spitzenkandidat in den Hintergrund, weil er ja für alle ein offenes Ohr habe. Seine Wahlplakate schmückte er neben seinem Namen mit den Adjektiven “erfahren” und “anerkannt”. Mit der Anerkennung ist es allerdings selbst in seiner eigenen Fraktion – der Europäischen Volkspartei (EVP) – nicht allzu weit her.

Karas ließ am Sonntag verlauten, dass er auf eine neuerliche Kandidatur für das Amt eines der 14 Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments verzichte, da er für Höheres berufen fühle. Er wolle 2017 der Nachfolge von Martin Schulz (SPD) als Präsident des Europäischen Parlaments antreten.

Karas scheiterte schon bei interner Vorwahl

Wie jetzt bekannt wird, hatte das Nichtantreten Karas’ als Vizepräsidentschaftskandidat des Europäischen Parlaments aber einen anderen Grund. Der EVP stehen als stärkste Fraktion sechs Vizepräsidenten zu. Um diese zu ermitteln gab es eine interne Abstimmung. Bei dieser Vorwahl der EVP fiel Karas durch: Er erhielt nur 73 Stimmen und damit um 20 zu wenig für Platz sechs. Unter den zehn Kandidaten belegte er nur den achten Platz. Seine Aussage, sich für die Frauenquote einzusetzen und deshalb nicht zu kandidieren, verliert daher massiv an Glaubwürdigkeit. Denn es erhielten ohnehin drei Frauen mehr Stimmen als er. Wie aus dem Unzensuriert.at vorliegenden Mail mit den Vorwahlergebnissen hervorgeht, erreichte sogar die Kandidatin der bei den Christdemokraten wegen ihrer national-konservativen Haltung eher unbeliebten ungarischen Fidesz-Partei, Ildikó Gáll-Pelecz, mit 94 wesentlich mehr Stimmen als Karas.

Auch als EU-Kommissar kommt Karas nicht in Frage

Nachdem Karas auch als EU-Kommissar gegen seinen Parteikollegen Johannes Hahn den Kürzeren gezogen hat, ist dies für ihn erneut eine herbe Niederlage. Es scheint, als wäre einer der “anerkanntesten” Abgeordneten schwer angezählt. Zwar hätte er trotzdem im Plenum als Vizepräsident des Europäischen Parlaments kandidieren können, die öffentliche Blamage, nicht einmal die Stimmen der eigenen Fraktion zu erhalten, wollte er sich dann wohl doch lieber ersparen – und trat mit der Ankündigung, lieber gleich Präsident werden zu wollen, die Flucht nach vorne an. Als Ankündigungsmedium dafür wählte er den bekannt ÖVP-nahen Kurier, der die Behauptung ungeprüft abdruckte.

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