Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat im Burgenland ein Trainingslager von dreimal 14 Tagen für 22 arbeitslose Profifußballer finanziert. Die Kosten dafür belaufen sich auf 55.000 Euro, wie aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) an die freiheitliche Abgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein hervorgeht. Hundstorfer verteidigt den enormen Finanzaufwand durch die Arbeitsmarktförderung: Die Kosten würden sich amortisieren, sollte sich die Dauer der Arbeitslosigkeit um durchschnittlich sechs Wochen verkürzen.
Das AMS-Trainingslager in Steinbrunn mit dem bekannten Fußballtrainer Paul Gludowatz (Ex-Ried-Coach) hat im Vorfeld für Aufsehen gesorgt. Während nämlich Normalbürger vom AMS zu Kursen verdammt werden, in denen sie stundenlang das Schreiben von Lebensläufen üben müssen, würden Profikicker bevorzugt behandelt, hieß es von Kritikern. Sozialminister Hundstorfer sprach in der Anfragebeantwortung von einem Pilotprojekt. Abhängig vom Erfolg und den Erfahrungen würden Überlegungen für eine allfällige Weiterentwicklung angestellt.
Maximal eine Pflichtschulausbildung
Interessant: 63 Prozent der am Projekt teilnehmenden Fußballer haben maximal eine Pflichtschulausbildung und könnten daher in keinen Beruf zurückkehren. Jene, die eine Berufsausbildung absolviert haben, konnten den erlernten Beruf in den vergangenen Jahren aufgrund ihrer Sportkarriere nicht ausüben und seien daher in diesem Beruf nur schwer und nicht unbedingt rasch vermittelbar, so Hundstorfer in seiner Stellungnahme. Initiiert wurde das AMS-Trainingslager für Profifußballer von der Vereinigung der Fußballer (VdF), dem der ehemalige Kicker Gernot Zirngast vorsteht. Dass Zirngast auch Prokurist der VSW Sport GmbH ist – jener Firma also, die das AMS-Projekt in organisatorischer und personeller Kooperation mit dem VdF betreute – ist wohl ein glücklicher Zufall.
Kicker “im Saft” leichter vermittelbar
Zirngast erklärte gegenüber Unzensuriert.at, dass sich die VSW Sport GmbH um Events rund um den Fußball kümmere – so veranstaltet die Firma Kindercamps oder macht die Zeitung für die Vereinigung der Fußballer. Vom Trainingslager für arbeitslose Profifußballer zeigte sich Zirngast begeistert. Von den 22 Teilnehmern hätten zehn wieder zu Fußballvereinen vermittelt werden können. Drei davon seien bei Amateurvereinen untergekommen, sieben hätten einen Profivertrag bekommen. Und einer stehe am Sprung zurück ins Profigeschäft. Zirngast gefällt seine Idee des Trainingslagers deshalb so gut, weil es nun möglich sei, Profifußballer, die von ihren bisherigen Vereinen aussortiert wurden, fit zu halten. “Voll im Saft”, so Zirngast, könnten die Kicker leichter vermittelt werden.
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