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27. September 2014 / 18:41 Uhr

Verzweifelte Pächter des Stiftes Klosterneuburg bitten den Papst um Hilfe

Die Kirche vor einem weltlichen Richter – das brachten die Mitglieder des Pächtervereins Langenzersdorf, Niederösterreich, zuwege. Die Pächter wollen nämlich nicht mehr länger Pacht zahlen, sondern das Grundstück ins Eigentum übernehmen. Zu sozialen Preisen, wie es angeblich 40 Personen bei Abschluss des Pachtvertrages versprochen wurde. Im Rechtsstreit konnte dies aber nicht bewiesen werden. Man musste den Gerichtssaal als Verlierer verlassen. “Recht haben ist nicht gleich Recht bekommen”, sagt die kämpferische Obfrau Elisabeth Weidenthaler, die nun den Papst um Hilfe bittet.

Im Grunde geht es bei dem Streit zwischen Pächtern und Stift Klosterneuburg um das neunte Gebot: “Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.” Auf gut Deutsch: Du sollst nicht lügen. Wer aber sagt in dieser Causa die Wahrheit? Das Gericht glaubte dem Chorherrenstift, weil für die Aussagen der Pächter keine Beweise erbracht werden konnten. Dennoch beharrt Elisabeth Weidenthaler vom Pächterverein, der 700 Personen vertritt, auf ihre Aussage, dass man es zumindest 40 Pächtern mündlich zusagte, später das Grundstück zu sozialen Preisen und Anrechnung des bereits geleisteten Pachtzinses kaufen zu können. Diese 40 Zeugen wurden auch beim Prozess aufgeboten – ohne Erfolg.

Pachtgründe finanzieren Chorherrenstift

Der Pressesprecher des Stiftes, Walter Hanzmann, teilte Unzensuriert.at auf Anfrage folgendes mit: “Die damals Verantwortlichen haben eindeutig ausgesagt, dass keine verbindlichen Erklärungen abgegeben wurden. Wir haben in unseren Unterlagen zusätzlich alles noch einmal überprüft und dazu keine Hinweise gefunden, weder in Form von Aktenvermerken noch sonstigen schriftlichen Unterlagen.” Dass Grundstücke des Stiftes nicht verkauft würden, habe wirtschaftliche Gründe. Vor mehr als 900 Jahren wurde das Stift Klosterneuburg durch den Babenberger Markgrafen Leopold III. gegründet und mit Grundbesitz, Forst und Weinbergen ausgestattet. Dies diene dem Stift bis heute zum Selbsterhalt, da es u.a. auch keinen Kirchenbeitrag erhält. Das Stift sei heute ein denkmalgeschützter bedeutender Teil der österreichischen Kulturgeschichte und benötige stetige Pflege sowie Instandhaltung, um es auch für künftige Generationen zu erhalten. Die Renovierungsarbeiten des unter Denkmalschutz stehenden Kulturgutes wären doppelt so personalintensiv wie ein Neubau. Damit sei zwar für das Stift ein höherer Kostenaufwand verbunden, jedoch würden dabei wichtige Arbeitsplätze gesichert.

Bei Erbe der sechsfache Pachtzins

Auch auf den Vorwurf, das Stift würde bei Nachfolge-Pächtern – etwa nach einem Erbe – bis das Sechsfache an Pacht verlangen, reagierte Hanzmann. Das Stift müsse, wie jeder verantwortungsvolle Eigentümer, umsichtig und nachhaltig wirtschaften. “Wenn der Wert des Grundes steigt, nimmt das Stift im Sinne eines ordentlichen Kaufmannes beim Einstieg neuer Vertragspartner eine entsprechende Wertanpassung vor. Die Pachtzinse des Stiftes liegen aufgrund seines sozialen Selbstverständnisses erheblich unter dem Marktniveau; die Wertsteigerung wird lediglich auf diesem niedrigen Niveau nachvollzogen”, sagt der Pressesprecher des Chorherrenstiftes. Manche, so Obfrau Weidenthaler, würden sich aber weigern, den dermaßen erhöhten Pachtzins zu leisten. Bis dato habe das Stift aber nicht reagiert. Dazu Walter Hanzmann: Es handle sich um wenige Einzelfälle. Er kündigte an, dass das Stift Klosterneuburg allenfalls angelaufene Rückstände einbringlich machen werde.

Treffen im Vatikan

Klingt nicht gut für die betroffenen Pächter, die nach Angabe des Pächtervereins statt bisher 600 jetzt 3.600 Euro pro Jahr zahlen müssen. Da kann vielleicht wirklich nur noch Papst Franziskus helfen, der die arme Kirche und Demut predigt. “Heiliger Vater, wir bitten Euch” appellieren die Langenzersdorfer in ihrem Brief an den Pontifex. Und sie bieten ihm auch ein persönliches Treffen an: “Gerne sind wir auch bereit, Eure Heiligkeit persönlich im Vatikan zu besuchen, um die Sachlage ausführlich zu besprechen!”

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