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27. Dezember 2014 / 15:30 Uhr

SPÖ-Funktionäre finden bei der FPÖ neue politische Heimat

Eine Politbombe explodierte kurz vor Weihnachten in Trumau, Niederösterreich. Der 32-jährige, „gestandene“ Rote Markus Pospichal, Vorstandsmitglied der Bezirks-SPÖ und Mitglied des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes (SWV), wechselte zur FPÖ. Und diese Personalie ist nicht die einzige, die die Freiheitlichen zu vermelden haben: In der Steiermark gab die SPÖ-Vizebürgermeisterin von Parschlug, Maria Elisabeth Posch, bekannt, künftig auf der blauen Liste zu kandidieren.

Bundespräsident Heinz Fischer hat liebend gerne aus dem Matthäus-Evangelium zitiert, wenn jemand, der vorher anders gewählt hat, nun das Kreuz bei der SPÖ machte: „Genauso wird Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die die Buße nicht benötigen.“ Der Unternehmer Markus Pospichal hat den fliegenden Wechsel zu den Blauen nicht deshalb vollzogen, um Buße zu tun, sondern weil er einfach nur noch weg wollte von einer „undemokratischen Partei“, wie er gegenüber Unzensuriert.at sagte.

Undemokratischer Häupl Grund für Wechsel

Die Sozialdemokraten würden verlieren und verlieren, jeder wolle nur noch den eigenen Posten retten. So wäre es in Enzesfeld-Lindabrunn willkürlich zu acht Streichungen gekommen, die keiner nachvollziehen hätte können. Und überall, wo die SPÖ stark sei, gebe es Reibereien. Das Fass zum Überlaufen aber hätte die Entscheidung des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl (SPÖ) gebracht, der sich entgegen der Meinung von Verfassungsexperten weigerte, Maximilian Krauss (FPÖ), zum Vize-Stadtschulratspräsidenten zu ernennen. Markus Pospichal kann das kaum fassen: „Das so etwas in einer Demokratie möglich ist?“

Identifizierung mit der FPÖ-Familie

Der Ortschef der Freiheitlichen in Trumau, Tino Seidl, freut sich über den prominenten Zugang in seinem Team, das bei der nächsten Gemeinderatswahl am 25. Jänner drei bis vier Mandate erreichen möchte. „Wir akzeptieren keine Partei-Hopper“, sagt er gegenüber Unzensuriert.at, „aber mit Markus Pospichal haben wir einen Kandidaten gefunden, der sich mit der FPÖ-Familie identifiziert.“ Bevor es zum Wechsel kam, habe es acht Wochen lang Gespräche gegeben, unter anderem auch mit dem geschäftsführenden FPÖ-Obmann in Niederösterreich, Christian Höbart, und Bundesparteiobmann HC Strache. Laut Seidl gäre es in der SPÖ gewaltig, weshalb er nicht ausschließen wolle, dass weitere rote Funktionäre an die FPÖ-Türe klopfen könnten.

Bekenntnis zu den kleinen Leuten

Diese Flucht aus der SPÖ passiert aber nicht nur in Niederösterreich. Offenbar geht es auch in der Steiermark rund, wo kürzlich mit der SPÖ-Vizebürgermeisterin von Parschlug, Maria Elisabeth Posch, eine sehr prominente Rote zu den Blauen wechselte, wohl auch wegen der Gemeindefusion. Sie begründete ihren Schritt in der Kleinen Zeitung so: „Ich bin mit dem Verlauf der Reformpartnerschaft absolut nicht einverstanden. 75 Prozent der Parschluger haben sich gegen die Fusion mit Kapfenberg ausgesprochen, und auch die Verhandlungen mit Kapfenberg haben gezeigt, dass man uns nicht ernst nimmt.“ 800 Jahre Geschichte als eigenständige Gemeinde würden ganz einfach weggewischt. Sie bekenne sich zwar weiterhin zu den Grundwerten der Sozialdemokratie, aber die würde sie heute bei der FPÖ eher finden als bei der SPÖ, etwa das Bekenntnis zu den kleinen Leuten.

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