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7. Feber 2015 / 21:44 Uhr

Linksextremismus-Experte Hoffmann: Gesellschaft tut zu wenig gegen linke Militanz

In der aktuellen Ausgabe der Neuen Freien Zeitung erschien angesichts der wieder ausgearteten linken Proteste gegen den Akademikerball ein Interview mit dem deutschen Linksextremismus-Experten Karsten Dustin Hoffmann. Dieser plädiert für eine stärkere gesellschaftliche Thematisierung linker Militanz.

Militanz statt Extremismus weiter verbreitet

Hoffmann war selbst bei der Hamburger Bereitschaftspolizei tätig und weiß, wovon er spricht, wenn es um linken Extremismus beziehungsweise linke Gewalt geht. Für ihn ist der Begriff des „Linksextremismus“ zu eng gefasst, da er einerseits von den meist linken Sozialwissenschaftlern kategorisch abgelehnt würde und zum anderen eine zu kleine Gruppe linker „Aktivisten“ umfasse. Er selbst spricht in diesem Diskurs lieber von linker „Militanz“. Militante seien nämlich eine weit größere Gruppe in der linken Szene, nämlich jene, die sich an Straftaten beteiligen oder sich mit solchen solidarisieren. Er selbst schätzt diese Gruppe auf ca. 30.000 Personen in Deutschland. Der Verfassungsschutz zähle wiederum lediglich 7.000 Linksextremisten in der Bundesrepublik.

Der Linksextremismus-Experte präsentierte im Interview aber auch einige weitere interessante Fakten über linke Gewalttäter. Finden Antifa und Co. keine passenden Ziele für ihre Aktionen, werden auch gerne einmal politisch nahestehende Parteien wie die SPD oder die Grünen angegriffen. Die Ironie daran ist, dass diese Parteien seit jeher bestreiten, dass es ein Problem mit linker Gewalt gebe.

Internet macht Linksextremismus wieder salonfähig

Zwar meint Hoffmann, angesprochen auf die jüngsten linken Ausschreitungen, dass die Gewaltbereitschaft geringer sei als noch in den siebzuger oder achtziger Jahren, jedoch verzeichne man durch das Aufkommen des Internets und seiner Mobilisierungskraft einen enormen Anstieg in letzter Zeit. Hier würden militante Linke leicht an Pläne für Brandbomben und ähnliches herankommen.

Die idealisierte Geschichte von den besetzten Häusern durch linke „Aktivisten“ sei mehr eine Mär als eine Tatsache, so Hoffmann im Interview weiter. Die militanten Linken, die er kennengelernt habe, würden entweder noch bei den Eltern oder in Wohngemeinschaften mit ordentlichen Mietverträgen leben. Besetzte Häuser hätten nur mehr reine Symbolkraft für die linke Szene. Durch dort veranstaltete Feste, Führungen und ähnliches werden wiederum linke Anwälte finanziert, um die Extremisten vor Gericht zu verteidigen.

Aufholbedarf bei Forschung und Prävention im Alltag

Hoffmann kritisiert die fehlende kritische Auseinandersetzung mit linker Gewalt und deren Kultur in der Wissenschaft. Bei der Rechtsextremismusforschung sei etwa um das Dreizehnfache mehr an Material vorhanden als in der Linksextremismusforschung. Angesprochen auf den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Linksextremismus, fordert der Experte ganz klar ein Umdenken, etwa durch Forschungsarbeiten und gesellschaftliche Initiativen:

Wenn sich Bundes- und Landesregierungen bereit erklären würden, nur 10 Prozent dessen, was sie für die Rechtsextremismusprävention ausgeben, in die Linksextremismusprävention zu investieren, wäre viel gewonnen.

Der Autor und Linksextremismus-Experten Karsten Dustin Hoffmann war von 2000 bis 2011 in  einer Einsatzhundertschaft der Hamburger Bereitschaftspolizei tätig. 2011 wurde er an der TU Chemnitz mit einer Arbeit über das Autonome Zentrum „Rote Flora“ promoviert. Seit 2011 leitet er die Bibliographie zur Linksextremismusforschung.

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