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Der frühere Lehrlingsbeauftragte der Bundesregierung, Egon Blum, kritisiert die Untätigkeit der Bundespolitik in der Lehrlingsfrage.

6. April 2015 / 17:04 Uhr

Experte schlägt Alarm: Notstand bei den Lehrlingen

SPÖ und ÖVP sind seit Jahren untätig, was die Lehrlingsausbildung betrifft. So haben von 2008 bis 2014 mehr als 7400 Lehrbetriebe in Österreich aufgegeben, die Lehrlingszahlen sind in diesem Zeitraum um mehr als 22.000 gesunken. Noch dramatischer ist die Situation bei den Lehranfängern. Im Vorjahr haben um fast 10.000 Jugendliche weniger eine Ausbildung begonnen als 2008. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und sein Vize Reinhold Mitterlehner (ÖVP) haben trotzdem ein Steuerreform-Paket beschlossen, das weder Anreiz für Lehrlingsausbildner schafft noch Maßnahmen zur Dämpfung der Rekordarbeitslosigkeit beinhaltet.
Entwicklung “schlichtweg furchterregend”
Der “Notstand am Lehrstellenmarkt” hat den heute 74-jährigen Egon Blum dazu bewogen, Alarm zu schlagen. In einem Brief an den Kurier schreibt Blum, der 2003 zum Regierungsbeauftragten für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung ernannt wurde und dafür eintrat, die Lehre aufzuwerten, dass die Realität in der Lehrlings-Entwicklung “schlichtweg furchterregend” sei. Der Lehrstellenschwund erfordere unverzügliche Maßnahmen, so Blum. Damit vor allem bei Kleinbetrieben die Hemmschwelle sinke, das Handtuch zu werfen, schlägt Blum einen “Treuebonus” von 2000 Euro für maximal zwei Lehrlinge pro Firma und Jahr vor. Die Kosten für diese Lehrlingsförderung beziffert er selbst mit 61 Millionen Euro. Als weiteren Anreiz regt er unter anderem einen “Qualitätsbonus” von 3000 Euro nach dem zweiten Lehrjahr inklusive Qualifikationsnachweis an.
Echter Ausbildungsplatz statt “Lehrwerkstätte”
Doch was macht die Bundespolitik? Sie steckt die jungen Menschen lieber in eine so genannte überbetriebliche Lehrwerkstätte. Dafür gibt die Allgemeinheit pro Kopf und Jahr fast 13.000 Euro aus, was die Unternehmer zur Weißglut bringt. Denn für jeden in der Wirtschaft ausgebildeten Lehrling gebe es im Schnitt nur etwas mehr als 1.300 Euro Förderung. Also rund ein Zehntel. Bei den Betrieben ist man aber überzeugt: Würde dieses Geld gerecht verteilt, bekämen auch alle Lehrlinge einen echten Ausbildungsplatz. Von dem aus sie dann auch viel bessere Chancen hätten als mit dem negativ besetzten Etikett “Lehrwerkstätte”.
FPÖ fordert Maßnahmen
Kritik an der Lehrlingspolitik der Bundesregierung kam schon des Öfteren von der FPÖ. Denn viele junge Menschen haben weder theoretisch noch praktisch eine Chance auf einen Lehrstellenplatz. Derzeit deutet alles darauf hin, dass der Lehrberuf in Österreich ein stark sinkendes Image- und Identifikationsproblem hat, dieser Umstand verstärkt auch den in Österreich herrschenden Facharbeitermangel. Daher fordert etwa die freiheitliche Jugendsprecherin Petra Steger die Wiedereinführung des Blum Bonus. „Die Einführung des weiter entwickelten Blum-Bonus Neu ist notwendig, um dem herrschenden Negativ-Trend entgegen zu wirken und die Heranbildung der notwendigen Fachkräfte zu garantieren“, so Steger.
 

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