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Die Semmelweis-Klinik macht einen Rückschritt in der Versorgung.

14. April 2015 / 18:00 Uhr

Semmelweis-Klinik will bei Neugeborenenversorgung einsparen

Die heimischen Universitäten müssen zurückstecken und ihren letzten Notgroschen dem österreichischen Gesundheitssystem opfern. Was eigentlich als Unterstützung der Wissenschaft gedacht war, wanderte schnurstracks in die öffentlichen Krankenhäuser. Und trotzdem sieht es mit der Notfallversorgung in Wiener Spitälern immer düsterer aus. Zuletzt sorgte ein Fall an der Semmelweis-Klinik für Aufsehen und beunruhigt werdende Mütter.

Kein Neonataloge, aber zwei Anästhesisten

Dort, wo Kinder zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken sollen, wird ihnen schon ein enormes Risiko zugemutet. Das größte Frauenklinikum – die Semmelweis-Klinik im 18. Wiener Gemeindebezirk  – stellt ab dem 1. Juli die Nachtversorgung durch einen Kinderarzt ein. Anstatt eines Neonatologen, welcher sich bei speziellen Problematiken rund um Neugeborene auskennt, soll nun ein zweiter Anästhesist eingestellt werden. Dieser soll im Schnellverfahren einen Kinderreanimationskurs absolvieren, um im Notfall eingreifen zu können, wie interne Ärztequellen bekannt geben.

All das geschieht unter dem Vorwand der Einsparung in der vormals renommiertesten Frauenklinik von Österreich. Im absoluten Notfall wird das Neugeborene nämlich nicht direkt im Geburtskrankenhaus behandelt, sondern mit Blaulicht in das Wilhelminenspital überstellt oder ein Spezialist von dort in die Semmelweis-Klinik gebracht. Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely spricht indes aber immer noch von einem funktionierenden System und kritisiert den Protest der Ärzteschaft.

„Ein echter Rückschritt um 20 Jahre, natürlich auf Kosten der Neugeborenen. Aber mit den eventuellen Folgen einer peripartalen Asphyxie werden sie sicher nie in der Lage sein, sich über diese schlechte Behandlung zu beschweren“, gibt eine Ärztin, welche anonym bleiben möchte, an. Auf der Seite schuetzenwirunserespitaeler.at äußern Ärzte ihre Sicht der Verschlechterung im Gesundheitssystem und kämpfen für einen Qualitätserhalt. Selbst der Wiener Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres ist über diese Einsparung verblüfft: "Es macht Sinn, wenn ein Kinderarzt da ist."

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