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25. August 2010 / 04:13 Uhr

Italienisierungswelle: Minister will zweisprachige Wegweiser in Südtirol

Beim großen Festumzug anlässlich der Zweihundertjahrfeiern für die Erhebung der Tiroler gegen die bayrisch-französische Besetzung, beschworen Politiker aus Österreich und Südtirol die angeblich neu gewonnene Einigkeit Tirols in der „Europaregion Tirol“ – die EU hätte die alten Grenzen verschwinden lassen. Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf wurde als „permanenter Unruhestifter“ diffamiert, weil er auf das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler hinwies, Barbara Prammer distanzierte sich auf Zuruf aus Rom pflichtschuldig von ihrem Kollegen.

Erneuter Vorstoß der Regierung in Rom zur Italienisierung Südtirols

Vielleicht sind es genau diese Zeichen aus Österreich, die die Regierung in Rom dazu ermutigten, jetzt einen neuen Versuch zur Italienisierung Südtirols zu starten. Regionalminister Raffaele Fitto, Mitglied der Berlusconi-Partei Il Popolo della Libertà aus Süditalien und derzeit wegen Korruption und illegaler Parteienfinanzierung angeklagt, möchte die – größtenteils nur deutschen – Hinweisschilder des Alpenvereins Südtirol künftig auch auf Italienisch beschriftet sehen. Da es aber für die meisten Flurnamen in Südtirol keine traditionellen italienischen Namen gibt, hat Fitto nur zwei Möglichkeiten: Entweder greift er auf die von dem faschistischen Politiker Ettore Tolomei erfundenen Ortsnamen zurück und stellt sich damit direkt in die Traditionslinie der faschistischen Politik der Zwischenkriegszeit, oder er erfindet gänzlich neue Bezeichnungen. Da aber die rund 36.000 Schilder vom Alpenverein aufgestellt worden sind und größtenteils auf Privatgrund stehen, wäre dies nicht nur eine volkstumspolitische Kriegserklärung sondern auch ein schwerwiegender Eingriff in das Privateigentum.

„Südtirol ist Italien“

BozenDas es dem Minister auf Mussolinis Spuren dabei weniger um Hilfestellungen für italienische Wanderer geht, denn um eine Machtdemonstration der römischen Zentrale, stellte Fitto in einem Interview mit südtirol online klar: „Wir leben in Italien und es ist unvorstellbar und nicht hinzunehmen, dass es in der Provinz Bozen (links: Laubengasse in Bozen) nur deutsche Wegweiser gibt.“ Ein konsequentes Eintreten der österreichischen Regierung zugunsten der betroffenen Südtiroler braucht die italienische Regierung kaum zu befürchten. Bereits vor einem Jahr erklärte Außenminister Franco Frattini, dass die Selbstbestimmung Südtirols„ … auch nie ein Thema für Österreich“ sein werde – Widerspruch seitens des offiziellen Österreich erfolgte nie.

Bundesregierung schweigt – Neubauer einziger Kritiker in Österreich

Entsprechend den Vorgaben aus Rom schweigen die österreichische Bundesregierung sowie fast alle Parteien auch zu dem Thema, obwohl sich sogar der sonst eher zahme Südtiroler Landeshauptmann Luis Drunwalder veranlasst sah, gegen das Vorhaben zu protestieren. Nur der freiheitliche Südtirolsprecher Werner Neubauer warf der österreichischen Regierung in diesem Zusammenhang vor, „die österreichische Schutzmachtrolle gegenüber Südtirol zu verraten.“ und kündigte Widerstand gegen „die Rückkehr zu faschistischen Methoden in der Südtiroler Ortsnamenfrage“ an.

Fotos: Hubert Berberich & Hanspeter Bolliger / Pixelio.de

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