Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

Eine belgische Filmemacherin arbeitet sich am Mythos Jörg Haider ab.

9. Juni 2015 / 16:00 Uhr

“Fang den Haider”: Linker Film über einen längst Verstorbenen

Die aus Brüssel stammende Filmemacherin Nathalie Borgers hat sich auf die Spuren eines längst Verstorbenen geheftet – weil sie diesen für den quasi ersten Populisten in Europa hält und alle ihr nicht genehmen erfolgreichen politischen Bewegungen in den Populismus-Topf wirft. Der Film "Fang den Haider", der mit knapp einer halben Million Euro von öffentlicher Hand gefördert wurde, läuft seit 29. Mai in Österreichs Kinos.

Die klischeehaft linke Borniertheit Borgers´ manifestiert sich alleine schon in der Stellungnahme, sie habe immer tunlichst vermieden, Jörg Haider persönlich kennenzulernen, weil sie gehört habe, dass dieser sogar Kritiker auf seine Seite ziehen könne.

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Getreue als Schachfiguren

Bei ihren Interviewanfragen erlebt Borgers eine breite Palette an Reaktionen, von stiller Ablehnung (Claudia Haider) und schroffer Zurückweisung (Stefan Petzner) bis hin zu ausgiebiger Bereitwilligkeit (z. B. Peter Westenthaler und Kriemhild Trattnig). Beide zeigen bei der Unterschiedlichkeit ihrer Schicksale unter Haider unisono auf, wie dieser seine Getreuen als Schachfiguren sah. Westenthaler erzählt belustigt, wie er als Sekretär Haiders diesen zu einer ORF-„Pressestunde“ begleitete und im Nebenzimmer via Bildschirm erfuhr, dass er der neue Generalsekretär sein wird. Und Trattnig berichtet verbittert, wie der lästig Gewordenen das Gespräch verweigert wurde und man sie stattdessen hinausekelte.

Borgers ist oft schlicht zu spät dran. Dass Westenthaler jetzt nicht doch „einen Anwalt braucht“, sondern mittlerweile freigesprochen wurde, kann man noch der Schnelllebigkeit der Zeit zurechnen. Dass das Ulrichsbergtreffen jahrzehntelang eine Veranstaltung aller damals drei Landtagsparteien war, weiß sie vermutlich einfach nicht.

Knapp dran am Mysterium Haider

Borgers´ Dokumentation ist ein buntes Sammelsurium, das letztlich Stückwerk bleibt. Michael Häupl und Erwin Pröll haben starre Landesstrukturen übernommen und in zwei Jahrzehnten noch autoritär ausgebaut (das rote in Wien beginnt jetzt zu zerbröckeln, das schwarze in NÖ hält sich noch). Jörg Haider hat das im komplex gestrickten Kärnten aus dem Nichts und ohne jemals über eine absolute Landtagsmehrheit verfügt zu haben, in wenigen Jahren aufgebaut.

Borgers war knapp dran, diesem Mysterium auf die Spur zu kommen: Eine Nachbarin erzählt, dass zwischen erstem und zweitem Treffen zwei Jahre lagen. Aber Haider sprach sie sofort als Elfi an. Dieses phänomenale Talent, sich zehntausende Menschen über Jahre mit Namen und vollem Gesprächsinhalt merken zu können, beeindruckte sogar Nichtfreiheitliche zutiefst. Und in so mancher Kärntner Gaststube hängen heute noch gerahmte Briefe des „Jirgale“, seien es Glückwünsche zu einem runden Geburtstag oder die Gratulation zur Matura der Tochter. Das vertieft Borgers aber nicht.

Knapp eine halben Million Euro an Förderungen

Nicht nur das Kärntner Schüler zwangsverpflichtet werden sich diesen Film  anzusehen, wurde er auch sehr kräftig aus Steuermitteln gefördert: 180.000 Euro kamen vom österreichischen Filminstitut, 115.000 Euro von der Förderinitiative Filmstandort Austria (FISA), 63.500 vom Filmfonds Wien und 67.000 Euro wurden von Deutschland co-finanziert.

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