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Ingrid Brodnigs Versuch, den Mainstream vor “Lügenpresse”-Vorwürfen zu schützen, ging gründlich daneben.

14. Juni 2015 / 12:06 Uhr

Profil: Mit Halb- und Unwahrheiten gegen “Lügenpresse”-Vorwurf

In der aktuellen Druckausgabe des Nachrichtenmagazins profil findet sind ein Artikel, auf den wir dadurch aufmerksam wurden, dass Unzensuriert.at darin erwähnt ist. Es geht um das sinkende Vertrauen der Bürger in die Mainstream-Medien, die von vielen nur noch als „Lügenpresse“ wahrgenommen werden. Weil kaum jemand das profil bis Seite 32 durchblättert, verhelfen wir den entscheidenden Passagen zu etwas mehr Öffentlichkeit.

„Die FPÖ konstruiert sich ihre eigene Welt“

Die Frage, warum sich eine Vertreterin dieser Mainstream-Medien überhaupt damit auseinander setzt, zumal sich doch die Journalistenzunft ohnehin in Besitz der alleinigen Wahrheit wähnt, beantwortet Autorin Ingrid Brodnig schon im ersten Absatz:

Verschwörungen und Lügenpresse: Die FPÖ konstruiert sich ihre eigene Welt und wirft den Medien Manipulation vor. Tatsächlich scheint das Vertrauen in Journalisten zu erodieren – wovon Rechtspopulisten profitieren.

Einer Journalistin, die vor kurzem eine milieuinternen Wechsel vom Falter zum profil vollzogen hat, war auch nicht zuzutrauen, sich ohne Hintergedanken mit der Materie zu beschäftigen – ohne die Hauptstoßrichtung gegen die FPÖ und gegen „Rechts“ zu verlassen. Hauptschuld an der Verwirrung der Leser trägt für sie – auch wenn das nur für Österreich gelten kann – die FPÖ.

Ziel solcher Schreckensgeschichten ist, den Eindruck zu erwecken: Da passiert Arges in Europa, und die Medien berichten nicht. Auch die FPÖ versucht seit Jahrzehnten den Eindruck zu erwecken, als gäbe es ein großes mediales Schweigen. Vereinzelte Fehler seriöser Medien spielen ihr in die Hände.

Einen dieser „Fehler“ schildert Brodnig daraufhin, allerdings ziemlich fehlerhaft:

Im Jahr 2014 beispielsweise gab es Demonstrationen gegen den WKR-Ball, bei dem Burschenschafter tanzen. Im "Standard“ war von einer schwangeren Demonstrantin zu lesen, die nach einem Polizeieinsatz ihr Kind verloren haben soll – eine Falschmeldung von Aktivisten. Solche Recherchefehler sind nicht nur deswegen ärgerlich, weil kein Journalist gerne irrt, sondern auch, weil sie der FPÖ dazu dienen, Misstrauen zu wecken und letztlich korrekte Berichte infrage zu stellen.

Tatsächlich gab es 2014 keinen „WKR-Ball“, sondern den bereits zweiten Wiener Akademikerball, veranstaltet von der FPÖ Wien. Der zweite Recherche-Missgriff: Der Vorfall ereignete sich weder bei der Demo gegen einen WKR-Ball noch gegen einen Akademikerball, sondern im Zuge linker Krawalle gegen eine Kundgebung der Identitären Bewegung im Mai 2014.

Vielleicht hätte sich Frau Brodnig letzte Woche nicht so intensiv auf der Facebook-Seite einer Gruppe von Hundehassern herumtreiben sollen, die sich als Persiflage der FPÖ-Rhethorik versteht. Ihre in einem profil-Kommentar ausgedrückte Bewunderung für deren Aktivitäten lässt weitere Zweifel an ihrer Objektivität aufkommen.

Von „seriösen Medien“ und „skurrilen Quellen“

Brodnig erwähnt in ihrem Artikel neben Unzensuriert.at noch weitere alternative Medien – sie spricht von „skurrilen Quellen“ -, denen sie zum  Teil „Falschmeldungen“ unterstellt. Die dem Mainstream gegenüber skeptisch bis ablehnend eingestellten Leser versucht sie, mit folgendem Beispiel zu überzeugen:

Googelt man nach "Vergewaltigung Schweden“, tauchen viele skurrile Quellen auf. Das Blog "Politically Incorrect“ schreibt beispielsweise von "Schweden – Europas Vergewaltigungsmetropole“. Die rechte Site "Blaue Narzisse“ berichtet vom "skandinavischen Albtraum“. Im Text heißt es: "Skandinavien stand einst für europäische Hochkultur und alle den germanischen Völkern zugeschriebenen Tugenden (…). Heute symbolisiert der hohe Norden vor allem die multikulturelle Hölle auf Erden. Verursacht hat das eine links-totalitäre Politik der Masseneinwanderung und der von Staats wegen verordneten Verachtung eigener Kultur.“

Solche Horrorgeschichten sind oft falsch, haben aber einen wahren Kern. Es stimmt tatsächlich, dass in Schweden extrem viele Vergewaltigungen in der Statistik auftauchen – sogar die meisten in Europa. Die Skandinavierinnen sind nämlich eher bereit, nach einer Vergewaltigung zur Polizei zu gehen. Dazu kommen besonders strenge Gesetze. All dies erhöht die Zahl der statistisch erfassten Vergewaltigungen.

Die Mainstream-Technik: Behauptungen ohne jeden Beweis

Beweise für diese Interpretation bleibt Brodnig freilich schuldig. Es gibt sie auch nicht. In Dänemark etwa ist die gesetzliche Lage ähnlich, die Vergewaltigungsrate macht jedoch nur rund ein Siebtel jener Schwedens aus. Und obwohl Schweden in den offiziellen Statistiken tunlichst vermeidet, die Abstammung der Vergewaltiger offenzulegen, gibt es auch dazu Zahlen. Bereits 2002 waren 85 Prozent derjenigen, die von einem Berufungsgericht zu mindestens zwei Jahren Gefängnis wegen Vergewaltigung verurteilt worden waren, im Ausland geboren oder Einwanderer der zweiten Generation.

All das wäre leicht herauszufinden gewesen, auch für Ingrid Brodnig. Die entsprechenden Links finden sich in den Artikeln der „skurrilen Quellen“. Äußerst umfang- und aufschlussreich berichtete darüber erst im Februar 2015 das Gatestone Institute, ein US-amerikanischer Thinktank.

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