Die Tageszeitung Die Presse deckte aktuell einen neuerlichen Skandal rund um soziales Wohnen in Wien auf. Dem Bericht zufolge habe der Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) und Chef der Genossenschaft Gewog, Karl Wurm, aus Spekulationsgründen Sozialbauten jahrelang leerstehen lassen und zudem einige Wohnungen selbst besessen, um diese an Freunde weiterzugeben. Bereits 2010 berichtete Unzensuriert.at von den 9(!) Ämtern die Wurm innehatte.
SPÖ in Wohnungsbetrug involviert
Wurm soll etwa mit Hilfe des Wohnbaustadtrats Michael Ludwig (SPÖ) und des damaligen Bezirksvorstehers des zweiten Wiener Gemeindebezirks, Gerhard Kubik (SPÖ), im Jahr 2007 ein Spekulationsobjekt erworben haben, welches abgerissen und von einer Tochterfirma der gemeinnützigen Gewog neu errichtet wurde. Da es gemeinnützigen Bauträgern nicht erlaubt ist, größere Gewinne zu machen, soll der Umweg über die gewerbliche Tochterfirma „atHome-Immobilien“ gemacht worden sein, bei der Wurm Aufsichtsratsvorsitzender war. Seither verdoppelten sich die Quadratmeterpreise für Wohnungen im zweiten Bezirk von 2.100 Euro auf 4.200 Euro. Eine moralische Unvereinbarkeit durch leistbares Wohnen auf der einen Seite und Profitmaximierung auf der anderen Seite sahen weder Wurm noch die SPÖ-Männer Ludwig und Kubik.
Die Stadt Wien dürfte jedoch gut verdient haben, da das Grundstück der Tochter Wien Energie gehörte. Der Kaufpreis ist bis heute ein gut gehütetes Geheimnis.
Sozialwohnungen als Spekulationsobjekte
Wurm soll jedoch noch weiter gegangen sein und in besagtem Objekt im zweiten Bezirk die beste Wohnung des Hauses erworben haben. Diese wären – so Die Presse – bis heute leergestanden. Aber auch andere Gewog-Funktionäre hätten in dem Gebäude Wohnungen erworben, wie etwa Karl Ecker. Wurms Nachbar ist der ehemalige Stellvertreter des Aufsichtsratsvorsitzenden der Gewog und Vorstandsdirektor der Bank Austria Creditanstalt Wohnbaubank, wo Wurm aktuell im Aufsichtsrat sitzt. Ebenso wie Wurm soll auch Ecker seine Wohnung nicht selbst bewohnen, sondern sie auf dem privaten Markt vermieten. Der Mietzins, den er dafür verlangen kann, liegt deutlich über dem der Genossenschaftswohnungen in den Stockwerken darunter. Von sozialen und leistbaren Wohnungen, wie sie die SPÖ in Wien immer wieder propagiert, ist man hier also weit entfernt.
Auch bei einer anderen Immobilie im zweiten Bezirk sollen sich Wurm und Ecker bei mehr als 5.000 Anmeldungen die besten Wohnungen des Hauses gesichert haben. Die eine Wohnung stehe wiederum leer, die andere sei privat vermietet worden.
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