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Ehrlichkeit in der Politik? Werner Faymann verschweigt wegen seiner Karriere sogar sieben Jahre in seiner Biographie.

28. Juni 2015 / 18:30 Uhr

Faymanns Dilemma mit seiner Eitelkeit: Er will immer mehr sein, als er ist

Wer ist Werner Faymann eigentlich? Ein Hilfstaxler, ein falscher Doktor, ein Bundeskanzler, bei dem die Eitelkeit so weit geht, dass er sieben Jahre in seinem Lebenslauf verschweigt, um ja nicht preisgeben zu müssen, welche – vielleicht nicht so angesehene Tätigkeit – er damals zwischen 1978 und 1985 gemacht hat? In Faymanns Biographie bleibt ein großes schwarzes Loch, das er auch in einem ORF-Sommergespräch nicht stopfen wollte. Dort versuchte er sich zu erinnern, auch einmal als Taxler gefahren zu sein. Aber jeder Fernsehzuschauer merkte, dass ihm die Frage peinlich war und dass er sich mit dieser Antwort nur aus der Affäre ziehen wollte.

Toller Job: SJ-Vorsitzender

Die Vermutung, dass Faymann eine rein politische Laufbahn hinter sich und in seinem bisherigen Leben sonst nichts gearbeitet hat (bis auf eine Konsulententätigkeit mit 25 Jahren bei der Zentralsparkasse), wird damit bestärkt. Die einzige Angabe zu dieser Zeit ist die, dass Faymann die nicht gerade als vollberuflich geltende Funktion eines Landesvorsitzenden der Sozialistischen Jugend übernahm. Das ist mehr als erstaunlich, hat er doch in einem Interview behauptet, nie durchgefallen zu sein. Da müsste er eigentlich 1978 maturiert haben. Aber dies wird immer wieder in Zweifel gezogen, weshalb Faymann sich auf der Internetseite des Frauen-Online-Magazins Ceiberweiber mit folgenden Worten zur Wehr setzte:

Wenn Nowak, Unterberger und wer auch immer nachprüfen will, ob ich überhaupt maturiert habe, braucht er nur bei Landesrat Christian Buchmann (ÖVP) in der Steiermark nachfragen, in dessen Lebenslauf steht, dass er 1981 am Bundesgymnasium Carnerigasse maturiert hat (und der mit mir in eine Klasse ging). Ich bin in Latein, Englisch, Mathematik und Zeichnen zur Matura angetreten und habe sie auch auf Anhieb bestanden. Mit anderen Worten: es ist ganz leicht feststellbar, dass ich die Matura habe, und es gibt auch einige Personen, die dies bestätigen können.

Der Salzburger Wilhelm Mukics, der sich seit einiger Zeit zur Aufgabe und zum Hobby gemacht hat, Faymanns Biographie lückenlos zu erforschen, las diese Mitteilung des Bundeskanzlers und kontaktierte den angegebenen ÖVP-Landesrat in der Steiermark, der aber von den Angaben Werner Faymanns nichts wusste. Die E-Mail, die Wilhelm Mukics von Buchmann bekam, liegt Unzensuriert.at vor.

Doktor nach Kurzstudium

Würde Faymann also wirklich, wie er angibt, 1978 maturiert haben, verwundert ein Eintrag auf Wikipedia. Demnach hat er erst 1985 – erfolglos – vier Semester Jus zu studieren begonnen. Seine offizielle Karriere verschweigt auch das. Der Beginn dieses Kurzstudiums hat dann jedenfalls Faymanns politischen Aufstieg offenbar unheimlich beschleunigt: Im gleichen Jahr 1985 wird er auch schon SPÖ-Gemeinderat in Wien. Und will seinen Lebenslauf ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verstecken.

Ein Doktor ist Faymann trotz vier Semestern Studium natürlich nicht. Umso mehr sind Bürger verwundert, dass in Medienberichten oder aber auch in Radio-Interviews der Bundeskanzler als „Dr. Faymann“ betitelt bzw. angesprochen wird. Dafür kann der SPÖ-Mann nichts. Allerdings kann ihm übel genommen werden, dass er sich gegen diesen falschen Titel nicht wehrt, schon gar nicht in Live-Berichterstattungen. Was wiederum den Schluss zulässt, dass Faymann eben mehr sein möchte als er tatsächlich ist.

Kanzler zum Mitarbeiter degradiert

Zuhause oft ausgelacht und in letzter Zeit wegen seines fehlenden Leaderships (vor allem beim blamablen und desaströsen Scheitern des Asylgipfels) nicht mehr ernst genommen, versucht Faymann sein ramponiertes Image auf dem internationalen Parkett aufzupolieren. So lässt er sich gerne mit den Playern der Weltpolitik ablichten. Das kann aber auch ganz schnell schief gehen. Denn für italienische Zeitung Corriere della Sera gehört Faymann offenbar nicht zu den großen Playern der EU, sonst wäre folgender Lapsus nicht passiert: Die Zeitung schrieb unter ein Foto von Faymann, Merkel und dem früheren Premierminister Monti "Die Kanzlerin und der Premier – Angela Merkel, Mario Monti und sein Mitarbeiter." Mit dem Mitarbeiter des italienischen Premierministers war Werner Faymann gemeint.

Faymann hat die Haare schön

Dass Faymann aus seinem Lebenslauf ein Staatsgeheimnis macht, stößt vielen sauer auf. Denn jeder kleine Mann, für den der abgehoben wirkende Kanzler vermeintlich eintritt, muss bei der Suche nach einem Job einen tadellosen Lebenslauf vorlegen. Für den Job als Bundeskanzler braucht man das offenbar nicht. Ist dafür eigentlich ein Leumundszeugnis erforderlich? War nur so eine Frage. Diese wird man sich in nächster Zeit wohl nicht mehr stellen müssen, denn für den SPÖ-Parteivorsitzenden ist nach dem Ärger in der eigenen Partei und nach der Aussage von ÖVP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, der Faymann in der "ZIB 2" mehr oder weniger die Kanzlerfähigkeit absprach, das gute Leben am Ballhausplatz wohl bald vorbei.

Was wird von ihm in Erinnerung bleiben? Sicherlich seine schönen Haare. Diese lobte das Magazin Vanity Fair im März 2013 mit folgenden Worten: "Ein perfekter dichter, melierter Wald, den man sonst nur von Fotos auf Haarfärbe-Mitteln kennt." Dieser Analyse eines Modemagazins könnten viele zustimmen – doch für einen Regierungsmann ist das einfach zu wenig.

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