Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

In dieses ehemalige Zollhaus in Wullowitz sollen die Asylmänner einziehen.

12. August 2015 / 05:11 Uhr

35 männliche Asylwerber in einem 69-Einwohner-Ort: Jugendliche schlägt Alarm

Im Ort Wullowitz in der Gemeinde Leopoldschlag nahe der tschechischen Grenze in Oberösterreich soll Unglaubliches passieren: Mindestens 35 Asylwerber, ausschließlich Männer, sollen dort im Gebäude der ehemaligen Grenzpolizei untergebracht werden. In wenigen Tagen schon soll der Großteil einziehen. Die Bewohner sind in Aufruhr, weil die Entscheidung über ihre Köpfe hinweg getroffen wurde und weil der Ort nicht einmal 70 Einwohner hat. Die erst 17-jährige Marina W. wehrt sich tapfer gegen diesen Plan von Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP): "Hier wohnen hauptsächlich ältere Leute und bei uns in der Straße sind von den elf Bewohnern neun Frauen, die alleine daheim sind." Ihre Ängste werden trotzdem nicht ernst genommen.

Ganzer Ort "ausländerfeindlich"

Als Marina W. beim Land Oberösterreich gegen das geplante Asylantenheim in Wullowitz protestierte, habe sie nur zu hören bekommen, dass die Menschen in dieser Gemeinde ausländerfeindlich seien. Und der Bürgermeister von Leopoldschlag, Hubert Koller (ÖVP), gab ihr zu verstehen, dass er da nichts machen könne. Die 17-Jährige tat trotzdem etwas, sammelte Unterschriften gegen das Projekt, die 47 Bürger spontan leisteten. "Es hätten sicher alle unterschrieben, aber viele sind auf Urlaub", so Marina W., die sich nun an Unzensuriert.at wandte, um auf die prekäre Situation in ihrer Heimat aufmerksam zu machen.

Im Gemeindeamt von Leopoldschlag versucht der Amtsleiter zu relativieren: "Wann die Asylwerber in das Privathaus einziehen werden, kann ich noch nicht sagen. Derzeit wird das Gebäude adaptiert." Auch ob es sich nur um Männer handelt, die nach Wullowitz kommen sollen, könne er nicht bestätigen. "Wir wissen es selbst nicht," sagte der Amtsleiter gegenüber Unzensuriert.at.

Entscheidung gegen die Bevölkerung

Ähnlich wie in der slowakischen Stadt Gabcikovo, wo 97 Prozent der Bürger gegen die Unterbringung von 500 Asylwerbern stimmten, wird offenbar auch in Österreich gegen die Interessen der Menschen Politik gemacht. Hier wird einmal mehr deutlich, was ein Landeshauptmann – hier der Oberösterreicher Josef Pühringer – von Demokratie hält – auch wenn er sich in Sonntagsreden stets als Diener des Volkes präsentiert.

Das 17-jährige Mädchen aus Wullowitz bekommt die Wahrheit nun zu spüren und wird von den Politikern allein gelassen. Unzensuriert.at erzählt sie: "Auf die Frage, was passiert, wenn die Männer uns überfallen oder sexuell missbrauchen, bekommen wir nur ein lächerliches Schulterzucken. Ganz ehrlich, wenn die eigenen Landsleute nicht mehr ernst genommen werden, ist das ganz schön traurig!"

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