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Die Uni Salzburg hat Nobelpreisträger Konrad Lorenz das Ehrendoktorat aberkannt.

19. Dezember 2015 / 14:00 Uhr

Konrad Lorenz: Gutmenschen werfen Dreck ins Grab des weltberühmten Österreichers

Der weltberühmte Forscher Konrad Lorenz war zwar würdig, 1973 den Nobelpreis entgegen zu nehmen, er ist aber plötzlich offenbar nicht mehr würdig, als Ehrendoktor der Universität Salzburg geführt zu werden: Denn der Senat der Universität Salzburg holte die "Nazikeule" aus dem Sack und widerrief das 1983 verliehene Ehrendoktorat von Lorenz. Der Forscher über Graugänse – so die Begründung – habe sich klar zur Nazi-Ideologie bekannt.

Ehrendoktorwürde aberkannt

1989 starb der weltbekannte "Vater der Graugänse", jetzt, bald 26 Jahre nach seinem Tod, kam die Uni Salzburg also drauf, dass Medizin-Nobelpreisträger Lorenz ein schlimmer Nazi gewesen sei und daher die Ehrendoktorwürde der Universität nicht mehr verdiene. Rektor Heinrich Schmidinger und Senatsvorsitzender Stefan Griller gaben bekannt, dass der Verhaltensforscher 1938 an die NSDAP geschrieben und sich als bekennender Nationalsozialist bezeichnet habe. In seinen wissenschaftlichen Publikationen kämen Begriffe wie "Ausmerzung" und "Auslese" vor. In seinem Ansuchen um Aufnahme in die NSDAP soll Lorenz geschrieben haben:

Ich war als Deutschdenkender und Naturwissenschaftler selbstverständlich immer Nationalsozialist. Schon lange vor dem Umbruch war es mir gelungen, sozialistischen Studenten die biologische Unmöglichkeit des Marxismus zu beweisen und sie zum Nationalsozialismus zu bekehren.

"Für uns ist klar, dass Lorenz aktiv an der Verbreitung von NS-Gedankengut beteiligt war und die Uni daher ein Zeichen setzen musste", zitiert die Krone die grüne Studentensprecherin im Senat, Nicole Vorderobermeier. Wobei die Entscheidung laut Krone nicht unumstritten war und nicht einstimmig fiel.

Lorenz' Biograph und Wegbegleiter, Professor Franz M. Wuketits, hielt gegenüber der Krone unter anderem fest, dass dieser in keine Verbrechen verwickelt gewesen sei und sich später mehrfach distanziert habe.

Neun weitere Ehrendoktorate – keines davon aberkannt

Das nun aberkannte Ehrendoktorat ist im Übrigen nur eine von Lorenz' zahlreichen Auszeichnungen und nur eines von zehn Ehrendoktoraten des weltberühmten Nobelpreisträgers. Es war das letzte, das ihm bis zu seinem Tod 1989 verliehen wurde. Lange vor der Universität Salzburg ehrten Lorenz beispielsweise die Universitäten Leeds, Basel, Yale und Oxford als doctor honoris causa und tun es heute noch. Außer der Universität Salzburg hat ihm keine der neun anderen Universitäten den Ehrendoktortitel entzogen.

Neben Lorenz' Ehrentitel hat die Universität auch den Ehrentitel des Juristen Wolfgang Hefermehls widerrufen sowie kürzlich auch jenen des Gründers des bekannten Hauses der Natur in Salzburg, Paul Eduard Tratz. Im vorigen Jahr hatte die Uni Salzburg als erste österreichische Universität eine  Studie in Auftrag gegeben, die akademische Ehrungen im Schatten der NS-Vergangenheit aufdecken soll.

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