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Saudi-Arabien und der Iran befinden sich nach der Hinrichtung eines hohen schiitischen Geistlichen auf Kriegsfuß.

4. Jänner 2016 / 20:06 Uhr

Neue Eskalation in Nahost droht: Saudis und Iran brechen nach Massenhinrichtung diplomatische Beziehungen ab

Im Nahen Osten bahnt sich ein neuer regionaler Konflikt mit noch ungeahnten Folgen an. Sowohl Saudi-Arabien als auch der Iran brachen ihre ohnehin minimalen diplomatischen Beziehungen zueinander ab und befinden sich nun auf Kriegsfuß. Hintergrund ist die Exekution des hochrangigen schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr durch das wahhabitisch-sunnitische Königreich. 

47 Menschen an einem Tag hingerichtet

Das saudische Königreich gilt als einer der Staaten mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Dies bestätgte sich auch am 2. Jänner, als 47 Menschen öffentlich hingerichtet wurden. Ihnen wurde vorgeworfen, "terroristische und extremistische Bewegungen zu unterstützen". Unter ihnen befand sich auch der einflussreiche und angesehene schiitische Kleriker al-Nimr. Er setzte sich in den vergangen Jahren immer wieder friedlich für die Rechte der unterdrückten schiitischen Minderheit in Saudi-Arabien ein, die immerhin an die 15 Prozent der Bevölkerung ausmacht und in den ölreichen Gebieten des Landes lebt.

Schiiten sowie Anhänger anderer Glaubensgemeinschaften gelten in Saudi-Arabien faktisch als "vogelfrei". Sie werden unterdrückt, verfolgt, inhaftiert, gefoltert und oftmals auch ermordet. Jeglicher Versuch, mehr Rechte einzufordern, wird vom streng wahhabitischen Königshaus mit Terrorismus gleichgesetzt und so auch geahndet. Proteste im eigenen Land werden immer wieder blutig niedergeschlagen. 

Saudische Botschaft in Teheran gestürmt

Nach der Hinrichtung des schiitischen Klerikers kam es zu weltweiten Protesten von Glaubensanhängern. Vor allem im Iran, einem schiitischen Gottesstaats, war die Empörung groß. Seit jeher gelten die zwei Golfstaaten als erbitterte regionale Erzfeinde. Ein aufgebrachter Mob stürmte schließlich die saudische Botschaft in Teheran und setzte diese in Brand. Saudi-Arabien brach daraufhin seine diplomatischen Bezihungen zum Iran ab und forderte iranische Diplomaten auf, das Königreich binnen zwei Tagen zu verlassen. Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten dürften sich in den kommenden Wochen zunhemend verschärfen.

Der oberste geistliche und politische Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, drohte den Saudis hingegen mit "göttlicher Rache" für ihr Vorgehen. Er verglich das Herrscherhaus und dessen Vorgehen offen mit den Praktiken des Islamischen Staates. Dass Saudi-Arabien maßgeblich an der Finanzierung des IS beteiligt ist, wurde ja bereits des öfteren nachgewiesen.

Westen schweigt zu Massenexekutionen

Die internationale Gemeinschaft reagierte wie immer, wenn es um grobe Menschenrechtsverletzungen in dem erdölreichen Königreich geht, mit Zurückhaltung. Die USA, enger Verbündeter des streng muslimischen Landes, warnten lediglich vor einer Verschärfung der innerkonfessionellen Spannungen durch die Hinrichtung. Oberflächlich wurde auch die Wahrung der Menschenrechte eingefordert, was die USA jedoch nicht davon abhält, weiter Öl aus dem Land zu beziehen und es im Gegenzug massenhaft mit Waffen zu beliefern. Die EU warnte ebefalls vor einer Eskalation in der Region und betonte ihre ablehnende Haltung gegenüber der Todesstrafe. Sanktionen oder andere Konsequenzen wird es aber freilich keine für das muslimische Königreich geben. 

Das von Saudi-Arabien gegründete und hierzulande höchst umstrittene König Abdullah-Zentrum in Wien war übrigens für eine Stellungnahme zu den Vorfällen gegenüber der Kronen Zeitung nicht erreichbar. 

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