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Die Darmstädter Jury sieht in dem Wort “Gutmensch” die pauschale Abwertung von Flüchtlingshelfern als naiv und weltfremd.

13. Jänner 2016 / 09:45 Uhr

“Gutmensch”: Unwort oder Manipulation des Jahres?

Ein Gutmensch sei ein Vorwurf, mit dem man Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperalismus diffamiert. So begründet eine Jury aus sechs Sprachexperten an der Universität Darmstadt ihre Entscheidung, den Begriff "Gutmensch" zum Unwort des Jahres zu küren.

"Konformismus des Guten"

Der Begriff Gutmensch werde nicht mehr nur im rechtspopulistischen Lager als Kampfbegriff benutzt, sondern werde auch von Journalisten in Leitmedien als Pauschalkritik an einem "Konformismus des Guten" benutzt, gab die Sprecherin der Jury, Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, bekannt. 1.644 Einsendungen waren eingegangen, mehr als in den Jahren 2014 (1.246) und 2013 (1.340). Zum Unwort des Jahres 2014 war „Lügenpresse“ gewählt worden, 2013 lautete es „Sozialtourismus“, 2012 „Opfer-Abo“. Die Unwort-Aktion gibt es seit 1991. Damit ist „Gutmensch“ das 25. deutsche Unwort.

Anderen die Wortwahl vorschreiben

Die Wahl des Unwortes bleibt nicht ohne Kritik. In der Berliner Wochenzeitung Junge Freiheit meint Michael Paulwitz in seinem Kommentar, dass die Jury-Entscheidung die "Manipulation des Jahres" darstelle:

Wenn alle Jahre wieder ein „Unwort des Jahres“ ausgerufen wird, geht es, wie beim „Wort des Jahres“, nicht um Sprache, sondern um Herrschaft. Wer sich das ins Gedächtnis ruft, wundert sich auch nicht mehr über die mehr oder minder obskuren Entscheidungen, die eine wenig durchsichtige Jury da regelmäßig ausklüngelt: Es geht darum, anderen die Wortwahl vorzuschreiben, mit anderen Worten: um Politik, denn Sprachmanipulation ist ein gewaltiges Herrschaftsinstrument.

Tatsächlich ist man über die Wahl verwundert, kam das Wort "Gutmensch" im abgelaufenen Chaos-Jahr eigentlich kaum noch vor. Die Jury, in der Regel aus Linken zusammengesetzt, hört da wohl das Gras wachsen und es liegt in der Natur dieser Ideologie, den öffentlichen Diskurs in ihrem Sinne manipulieren zu wollen. Einen Mitstreiter darin, den Begriff "Gutmensch" mit dieser Wahl quasi aus dem Verkehr zu ziehen, haben die Darmstädter Sprachwissenschaftler in Standard-Redakteur Fabian Schmid gefunden, der mit dem Wort "Gutmensch" sogar eine Renaissance des Nazi-Jargons aufkeimen sah. Seine Behauptung bekräftigte er mit folgendem Beispiel:

Der "Gutmensch" taucht als Begriff zwar nicht in der NS-Zeit auf, das hämische Voranstellen des Wortteils "Gut-" ist allerdings mit "Die Gutmeinenden" schon in Adolf Hitlers "Mein Kampf" zu finden.

Man kann natürlich alles konstruieren, Begriffe aus dem Kontext reißen und sich seine eigene Wahrheit basteln.

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