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Die ARD “informiert” gerne unter Berufung auf die “Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte” – eine obskure Quelle.

ARD

26. Jänner 2016 / 13:00 Uhr

“Obskure Nachrichtenquelle” der ARD: Ex-Tagesschau Redakteur reicht Programmbeschwerde ein

Dem ehemaligen Tagesschau-Redakteur Volker Bräutigam ließ eine Meldung in der ARD-Tagesschau vom 17. Jänner, 20 Uhr, die Grausbirnen aufsteigen. Denn da wurde als Quelle der Information für eine angebliche IS-Offensive in der syrischen Stadt Deir al-Sor – wieder einmal – die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" in London genannt. Bei dieser obskuren Nachrichtenquelle soll es sich aber um eine Ein-Mann-Organisation handeln. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete sie sogar als  "ominöse Protokollanten des Todes".

Gravierender Zweifel an Richtigkeit der Information

Wie Russia Today (RT) berichtet, brachte Volker Bräutigam nun Programmbeschwerde "wegen Nutzung obskurer Nachrichtenquellen" beim Sender ein. Bräutigam schreibt im Namen einer Gruppe von Beschwerdeführern:

Viele Male haben wir vergeblich dagegen argumentiert, dass sich die Redaktion ARD-aktuell auf die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ stützt, oftmals sogar dann, wenn diese die einzige Informationsquelle ist.

Neuerdings, so auch in der o.g. Sendung am 17. Januar 2016, relativiert die Redaktion zwar solche Meldungen mit Floskeln wie „Diese Berichte ließen sich bislang nicht von unabhängiger Seite bestätigen,“ doch bewirken derartige Suffixe beim Zuschauer nicht, was sie vorgeblich sollen. Sie wecken keine gravierenden Zweifel an der Richtigkeit der übermittelten Information, sondern geben der ARD-aktuell nur den dünnen Firnis des Bemühens um Objektivität und neutrale Distanz. Diesen Wirkmechanismus kann Ihnen jeder Kommunikationswissenschaftler darlegen. Wir gehen davon aus, dass er auch der Redaktion ARD-aktuell bekannt ist und sie genau weiß, dass sie mit solchen Floskeln ihrer propagandistischen Arbeit nur einen Tarnanstrich verleiht.

Informationsendungen müssen nach § 8 des NDR-Staatsvertrages "unabhängig und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen." Wie das bei der obskuren syrischen Beobachtungsstelle möglich sein soll, bleibt ein Geheimnis von ARD-aktuell.

Einzelkämpfer mit Bekleidungsgeschäft

Die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" gibt es laut RT und Süddeutscher Zeitung in London gar nicht mehr, sie hat ihren Sitz in Coventry. Ihr Chef und einziger Beschäftigter ist der britische Staatsbürger Osama Suleiman alias Rami Abdul Rahman. Der Süddeutschen Zeitung zufolge betreibt er mit seiner Frau einen Kleiderladen und wurde von einer Gruppe, in der er in London für diese ominöse Beobachtungsstelle tätig war, schließlich rausgeworfen. Er behauptet, zuverlässige Informanten in den syrischen Bürgerkriegsgebieten zu haben, die ihn telefonisch über dortige Ereignisse unterrichten. Die meisten seiner Hinweise und Behauptungen haben sich jedoch entweder als falsch oder als übertrieben oder als allenfalls bedingt zutreffend erwiesen, berichtet RT, dessen Reporter das Haus von Rami Abdul Rahman in Coventry aufsuchte.

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Laut Süddeutscher Zeitung soll es inzwischen zwei "Syrische Beobachtungsstellen für Menschenrechte" in England geben. Eine in London und eine in Coventry. Beide Organisationen tragen einen Konflikt aus, weshalb bislang allem Anschein nach zwei konkurrierende Gruppen aus Großbritannien unter demselben Namen die Welt über den Bürgerkrieg in Syrien informieren.

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