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Ein Journalist sonderte via Facebook sieben Tage lang Hasspostings ab.

9. Feber 2016 / 09:30 Uhr

“Vergast alle Flüchtlinge!”: Presserat rügt gefakete Hass-Postings eines Journalisten

Ein Mitarbeiter der Branchenzeitschrift Der Journalist war sieben Tage lang als Hassposter auf Facebook unterwegs. Mit dieser Aktion wollte er – wie er dann in einem Artikel vom 26. Oktober selbst berichtete – Erfahrungen sammeln und die Reaktionen von Facebook testen. Einer Leserin gefiel das überhaupt nicht und sie wandte sich an den Presserat. Der befand nun, dass das Verhalten des Journalisten gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse verstoße.

„Benzinkanister an Syrer verteilen zur Selbstanzündung!!“

Der Hassposter wählte mit Absicht ganz unappetitliche Sätze wie „Benzinkanister an Syrer verteilen zur Selbstanzündung!!“ oder „Til Schweiger aus einem Flugzeug über Syrien abwerfen“. Von dem Account mit falschem Namen gab der Journalist bei Artikeln zur Flüchtlingskrise radikale Äußerungen von sich – so schlug er vor, „Flüchtlinge, die bei Zalando bestellen und nicht bezahlen, zur Abschreckung zu erschießen“, und seine Hetze machte auch vor Ausdrücken wie „Heil Hitler“ oder „Vergast alle Flüchtlinge“ nicht Halt.

Aufforderung zum Mord "unzulässig"

Wie Der Standard berichtet, war der Senat 3 des Presserates der Auffassung, dass die verdeckte Recherche in diesem Fall nicht gerechtfertigt sei und unlautere Methoden angewandt worden seien. Aufforderungen zum Mord wie "Til Schweiger aus einem Flugzeug über Syrien abwerfen" hat der Senat als unzulässig bewertet. Die verdeckte Recherche sei nicht durch öffentliche Interessen getragen. In der schriftlichen Begründung seines Urteils hielt der Presserat fest:

Auf der einen Seite ist die Problematik, dass Facebook Hasspostings, wenn überhaupt, nur sehr zögerlich löscht, bereits seit Längerem bekannt, sodass durch die verdeckte Recherche keine neuen Informationen gewonnen werden.

Hetze gegen Personengruppen "unverhältnismäßig"

Die veröffentlichten Postings wie den Aufruf zum Mord oder die Hetze gegen gewisse Personengruppen seien unverhältnismäßig, zitiert Der Standard aus dem Presserats-Schreiben. Beim Einsatz verdeckter Recherchemethoden sei deren Verhältnismäßigkeit stets genau zu prüfen. Der Schaden, den diese Postings bewirken können, wiege nach Meinung des Senats ungleich schwerer als der Erkenntnisgewinn der Leser aus dem Artikel.

Unappetitliche Ergüsse des Unzensuriert-Users "Eule"

Gefakete Hasspostings tauchen wohl nicht nur auf, wenn Journalisten Recherche betreiben. Unter den „rechten Hetzern“ dürften sich des Öfteren selbsternannte Undercover-Agenten befinden, die ihren Account anonymisieren, um nicht – womöglich als linke Agents Provoceateurs – aufzufliegen. Ein linker Provokateur könnte es auch gewesen sein, der im Mai 2013 als User "Eule" unappetitliche Ergüsse im Unzensuriert-Kommentarforum von sich gab. Die Herkunft des Posters wurde mittels eines Anonymisierungsservers verschleiert. Seltsam dabei war, dass der nun wieder Neo-Abgeordnete Karl Öllinger von den Grünen den Schwachsinn als Erster entdeckte und Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattete. Der damalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf hatte wohl nicht zu unrecht vermutet, dass es sich bei diesem "Skandal" um einen Mobbingversuch handelte.

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