Seit Bekanntwerden der Pläne, in Wien-Liesing eine Massenunterkunft für Asylwerber einzurichten, rumort es im Bezirk gewaltig. Binnen kürzester Zeit wurden tausende Protestunterschriften gesammelt, Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) und Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ) gerieten mächtig in die Defensive. Als Placebo versprach man bereits eine Reduktion der ursprünglich beabsichtigten Zahl von Asylanten auf 750 Personen. Bei einer von der FPÖ beantragten Bürgerversammlung am letzten Freitag gingen die Wogen dennoch hoch.
Gespannte Atmosphäre im Saal
Im mit 600 Menschen voll besetzten Saal ist die Spannung greifbar. Auf der einen Seite wütende, verunsicherte Bürger und am Podium Politiker, die dachten, sie könnten so wie bisher widerstandslos gegen das Volk regieren. Eine gezielte Einladungspolitik und namentliche Anmeldung zur Veranstaltung hat den roten Protagonisten auch nicht geholfen. Aus dem Publikum war keine Unterstützung zu erwarten. Dementsprechend alt sahen ihre Gesichter aus. Neu war allerdings, dass die Regierenden bereits Angst vor den Bürgern zu haben scheinen. Wie ist es sonst zu erklären, dass man ein gutes Dutzend Polizisten aufmarschieren ließ?
Projekt wird durchgezogen
Die anwesenden Politiker und der ihnen beigestellte Stadthauptmann Walter Czapek hatten viele Fragen, insbesondere zur Sicherheit, zu beantworten. Eine von den Bürgern geforderte Umzäunung des Asylantenquartiers lehnte Bezirksvorsteher Bischof ab. Flüchtlingskoordinator Peter Hacker konnte es sich nicht verkneifen, von den Zuwanderern als Menschen, „die auf der Flucht zu uns gekommen sind und ganz normale Lebensbedingungen wollen“, zu reden. Und er sprach von anderen Projekten in Wien, die wesentlich größer seien als jenes in Liesing mit 750 Asylanten. Das Objekt werde Anfang März bezogen.
Was die Leute von hilflosen Beschwichtigungsversuchen halten, bekam SP-Gemeinderat Deutsch zu spüren. Seine im Politikerkauderwelsch vorgetragene Argumentation ging in Gelächter und Buh-Rufen unter. Emotional waren die Wortmeldungen aus dem Publikum, die ihre Angst und Besorgnis über das, was auf sie zukommt, artikulierten.
Eine weitere Bürgerversammlung findet am 16. Februar statt.
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