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Wiens Bürgermeister Michael Häupl meint, dass Kritiker der Mindestsicherung 860 Euro bei einem Abendessen ausgeben.

22. Feber 2016 / 15:03 Uhr

Häupl lobt Ex-Kanzler Schüssel und beleidigt fleißige Arbeiter

Nach dem Total-Umfaller seiner Partei in der Flüchtlingspolitik, die der Wiener Bürgermeister mit beschlossen hat, wirkt Michael Häupl (SPÖ) im Presse-Interview gereizt. In diesem wird Häupl zurecht gefragt, ob er die Wien-Wahl unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gewonnen habe. Hochinteressant auch, dass der einst schärfste Kritiker von Schwarz-Blau plötzlich Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel in den Himmel hebt. Bösartig hingegen: Den fleißigen Arbeitern, welche die Mindestsicherung kritisieren, unterstellt der Genosse, dass sie 860 Euro allein bei einem Abendessen mit ihren Freunden in einem Wiener Innenstadtlokal ausgeben würden.

Häupl kennt "Obergrenze" nicht

Die von Häupl mitgetragene Kehrtwende der SPÖ in der Flüchtlingspolitik dürfte der Wiener Bürgermeister noch nicht realisiert haben. Denn im Gespräch mit der Presse fragt er allen Ernstes: "Wer redet von Obergrenze? Nur die ÖVP." Die SPÖ würde heute das sagen, "was wir immer gesagt haben". Realitätssinn schaut anders aus. Wer sagt dem Wiener SPÖ-Chef endlich, dass an den Grenzen Zäune gebaut werden, dass nur noch 80 Asylanträgen pro Tag angenommen und höchstens 3.200 Flüchtlinge nach Deutschland durch gewinkt werden dürfen? Österreich hat mit der Umsetzung der "Obergrenze" für Asylwerber seit vorigen Freitag ernst gemacht – nur der Wiener Bürgermeister merkt das nicht.

"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern"

Häupl dürfte wohl nach dem Motto des deutschen Kanzlers Konrad Adenauer, der gesagt hat, "was interessiert mich mein Geschwätz von gestern",  Politik machen. Denn der einst schärfste Kritiker von Schwarz-Blau findet plötzlich lobende Worte für den Chef dieser Koalition, Wolfgang Schüssel. In der Presse sagte er tatsächlich:

Nicht dass ich mit Doktor Schüssel immer einer Meinung gewesen wäre – aber eines muss man schon sagen: Ich sehe einen Doktor Wolfgang Schüssel in der ÖVP derzeit weit und breit nicht. Auch wenn manche Leute im Ministerrang glauben, dass sie das sind.

860 Euro für ein Abendessen im Wiener Innenstadtlokal

Angesprochen auf die Vielzahl von Mindestsicherungsbezieher in Wien wird Häupl beleidigend gegenüber Kritiker, die die Summe von 860 Euro fürs Nichtstun zu hoch finden:

860 Euro! Das ist ungefähr so viel wie einer dieser Kritiker bei einem Abendessen mit seinen Freunden ausgibt in einem Wiener Innenstadtlokal.

Schwerverdiener Häupl kann sich halt nicht vorstellen, dass ein Arbeiter oder eine Kassiererin im Supermarkt 40 Stunden die Woche hart arbeiten und dann auch nur mit knapp über tausend Euro netto im Monat nach Hause gehen. Diese müssen dann mit dem kargen Lohn, der nur geringfügig über der Mindestsicherung liegt, und ohne Förderung ihrer Wohnungsmiete oder sonstigen Vergünstigungen auskommen.

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