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Achtung vor Abzockern! Wer auf ein Fake-SMS antwortet, könnte schon ein Abo bestellt haben, das dann der Telefonanbieter verrechnet.

5. März 2016 / 12:44 Uhr

Freche Abzocke mit “digitalen Diensten”: T-Mobile-Kunden wurden wöchentlich zwölf Euro verrechnet

Da staunte ein T-Mobile-Kunde nicht schlecht: 140 Euro machte plötzlich die Handyrechnung für Februar aus. Viel mehr, als er sonst immer zahlte. Und siehe da: In der Abrechnung fand sich der Posten "Digitale Dienste". Doch damit konnte der Kunde wenig anfangen, da er – zumindest wissentlich – nirgendwo etwas bestellt hatte. Mühsame Recherchen ergaben schließlich, dass die Firma "Yur Mobile" dem Mann wöchentlich zwölf Euro verrechnet hatte. Wofür, konnte bis dato aber nicht geklärt werden.

Mühsame Nachforschungen

Was tut einer, der sich wundert, wie eine geschmalzene Telefonrechnung zustande kommt? Er ruft beim Telefonanbieter an. In diesem Fall bei T-Mobile. Aber dort einen Ansprechpartner zu erreichen, ist gar nicht so einfach. Zuerst müssen Nummern eingetippt werden, um zur richtigen Stelle zu kommen, dann noch das Geburtsdatum und schließlich die Postleitzahl. Geschafft! Eine freundliche Dame hebt ab und versucht den Sachverhalt zu klären:

Sie haben am 22. Dezember bei Yur Mobile, einer holländischen Firma, Klingeltöne bestellt. Seit diesem Zeitpunkt werden Ihnen pro Woche zwölf Euro verrechnet.

Der Kunde, der das Telefon niemals für Bestellungen nutzt, bestritt das. Daraufhin die T-Mobile-Beraterin:

Das kann schnell gehen. Ich habe selbst einmal ein Abo abgeschlossen, von dem ich nichts wusste. Ich bekam eine SMS von einer Freundin, die um meine Nummer bat, weil sie diese verloren hatte. Mit der Antwort auf dieses Fake-SMS bestätigte ich die Bestellung. Ich kann Ihnen aber eine Sperre legen, wenn Sie wollen.

Yur Mobile gab keine Auskunft über Bestellung

Der Kunde nahm dieses Angebot dankend an, wollte die Sache aber nicht beruhen lassen. Er wandte sich direkt an die von der T-Mobile-Beraterin angegebenen Mailadresse "[email protected]" und bat dort um Aufklärung. Noch am selben Tag kam eine Reaktion:

Vielen Dank für die Kontaktaufnahme mit Yur Mobile!

Ihre Nummer wurde aus unseren Diensten entfernt. Sie erhalten von uns keine weiteren Nachrichten und Ihnen entstehen durch unsere Dienste keine weiteren Kosten.

Mit freundlichen Grüßen,

Der Kundendienst von Yur Mobile

Auf die Frage, was und wann der Kunde etwas bestellt habet, ging Yur Mobile nicht ein. Also startete der Mann einen neuen Versuch, fragte nochmals nach und bat um Rücküberweisung der bereits verrechneten Summe. Yur Mobile antwortete so:

Unsere Politik erlaubt keine Erstattung Ihrer Bestellung. Der Preis
des Dienstes ist auf den Webseiten und der von Ihnen bestätigten SMS
angegeben. Bei diesen Diensten gibt es kein Rücktrittsrecht.

Der Kunde darf also bezahlen für etwas, was er nie wissentlich bestellt hat und nie in Anspruch genommen hat. Und für diese Dienste gibt es kein Rücktrittsrecht? Unzensuriert.at bat den Telefonanbieter T-Mobile um eine Stellungnahme zu diesem Fall – und bekam von der Presseabteiung des Unternehmens folgende Antwort:

In Ihrem Fall liegt uns eine von Ihrer 0676-Rufnummer abgeschickte SMS-Autorisierung für Zahlung und Abo-Abschluss vor. Das heißt die Zahlung wurde aktiv von Ihrer Rufnummer bestätigt, andernfalls wäre es zu keinem Abschluss eines Abonnements gekommen. Dies können Sie auch auf Ihrem Einzelgesprächsnachweis von Dezember 2015 überprüfen. Welche Produkte bzw. digitale Güter unsere Kunden bei Yurmobile oder anderen Content-Anbietern beziehen, obliegt dem Inhalt des Abo-Abschlusses zwischen Kunden und Content-Anbietern. Yurmobile bietet grundsätzlich Produkte wie Wallpaper, Spiele und Klingeltöne an.

Dazu ein Kommentar von Unzensurix

Ätsch! Reingefallen! Selber Schuld! Der Kunde wird im Regen stehen gelassen. Und T-Mobile ist quasi ein Handlanger unseriöser Praktiken einer Firma, die damit Geschäfte macht, dass Kunden auf ein Fake-SMS oder sonstige Tricks reagieren. Rasch haben sie ein Abo am Hals wie die T-Mobile-Mitarbeiterin, die bloß der Freundin die verlorene Telefonnummer zuschicken wollte.

So schnell geht eine Bestellung! Auf der anderen Seite muss der T-Mobile-Kunde zahllose Nummern, sein Geburtsdatum und die Postleitzahl eingeben, um überhaupt mit einer Kundenberaterin reden zu können.

Ist das die digitale Welt, in der wir leben und täglich abgezockt werden? Dieser Praxis ist das Handwerk zu legen. Der Konsumentenschutz und die für ihn verantwortlichen Minister – erst Hundstorfer, jetzt Stöger (beide SPÖ) – hätte da schon längst aktiv werden müssen. Denn der oben aufgezeigte Fall ist ja nicht der einzige. So warnte die Watchlist Internet erst im Dezember vor einer neuen Abo-Falle. Der ORF berichtete:

Über WhatsApp erhalten Konsumenten die Information, dass sie einen 500 Euro H&M-Gutschein erhalten können, dafür müssen sie unter anderem ihre Rufnummer bekannt geben. Das ermöglicht es "Yur Mobile Österreich", über die Telefonrechnung 48 Euro pro Monat für einen Abo-Vertrag zu verrechnen. Der Hinweis auf die anfallenden Kosten ist nicht offensichtlich.

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