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Michael Ludwig (rechts) ist gerngesehener Gast auf den Baustellen gemeinnütziger Bauvereinigungen. Im Gegenzug verteidigt er deren Personal trotz massiver Skandale.

14. März 2016 / 05:45 Uhr

Wohnbauskandal: Michael Ludwig deckt seine Genossen

Die SPÖ-dominierte Wohnbaugenossenschaft Sozialbau AG sorgt erneut für Furore. Die Vorstände des Unternehmens erhielten im Jahr 2014 wesentlich höhere Bezüge, als die gesetzliche Gehaltsdeckelung vorsieht. Die FPÖ fordert Konsequenzen, doch SPÖ-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig macht einem Genossen die Mauer.

Skandal-Tradition

Schon im vergangenen Jahr sorgte die gemeinnützige Wohnungswirtschaft – meist landläufig unter dem Begriff Wohnbaugenossenschaften zusammengefasst – für Aufregung. Der Rechnungshof kritisierte die wenig an den Interessen der Mieter orientierte Gebarung der städtischen Wiener Genossenschaft GESIBA.

Wenig später rückte die SPÖ-dominierte Sozialbau AG in den Fokus der Berichterstattung. Das Vorstandstrio um den ehemaligen Club 45-Mann und hochdekorierten Genossen Prof. Herbert Ludl genehmigte sich Gagen, die weit über den im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz definierten Bezugsgrenzen lagen.

Daraufhin machte der Geschäftsführer des mehrheitlich gewerkschaftseigenen Bauträgers GEWOG-Neue Heimat, Karl Wurm, auf sich aufmerksam. Er wurde massiv dafür kritisiert, Wohnungen aus dem Nahbereich seines Unternehmens gekauft zu haben. Zu Sonderkonditionen, wie die Tageszeitung Die Presse berichtete. Wurm selbst bestreitet den Vorwurf der Sonderkonditionen. Brisant: Wurm ist nicht einer von vielen Geschäftsführern gemeinnütziger Wohnbaugenossenschaften. Er ist amtierender Obmann des "Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen – Revisionsverband", also der Interessensvertretung der gesamten Branche.

Doch die Branche sollte weiter in Misskredit geraten. Aktuell enthüllte das Wirtschaftsmagazin trend unter Berufung auf den exklusiv vorliegenden Anhang des Jahresabschlusses einen erneuten Gagenskandal rund um die Sozialbau AG. Mit Jahresbezügen von durchschnittlich jeweils 300.000 Euro verdienten die amtierenden Vorstände Herbert Ludl, Wilhelm Zechner und Bernd Rießland etwa 100.000 Euro mehr, als gesetzlich gedeckt wäre. Besonders einsichtig zeigte sich der Generaldirektor des Unternehmens schon angesichts der kritischen Berichterstattung des Vorjahres nicht: „Durch diese blöde Regelung (Koppelung an Beamtengehalt, Anm.) gibt es in ganz Österreich keinen Immobilienmanager, der so wenig verdient wie wir. Meine letzte Gehaltserhöhung liegt Jahrzehnte zurück. Ihre Rechnung stimmt nicht – das ist alles komplizierter.“

SPÖ im Zentrum der Kritik

Aus Sicht der SPÖ birgt der Sozialbau-Skandal einigen Sprengstoff. Schließlich halten Bundes-Partei und die Wiener Landesorganisation direkt Anteile am umstrittenen Unternehmen, das 50.000 Wohnungen in Wien verwaltet. „Während die Wiener sich das Wohnen kaum noch leisten können, machen sich rote Bonzen ein bequemes Leben, und SPÖ-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig sieht zu“, kritisiert der FPÖ-Klubobmann im Wiener Rathaus, Dominik Nepp, die Untätigkeit Ludwigs in seiner Eigenschaft als Aufsicht.

Tatsächlich macht der rote Wohnbaustadtrat seinen ebenso hochbezahlten wie hochgradig umstrittenen Genossen die Mauer. In einem Interview findet er karge Worte zum diesbezüglichen Skandal: „Es hat mehrere Überprüfungen gegeben, ohne dass Verfehlungen festgestellt worden sind.“ Die politische Konkurrenz in Gestalt der FPÖ, der ÖVP und der NEOS sieht dies freilich anders. FPÖ-Bautensprecher Philipp Schrangl fordert die Entflechtung von Parteien und Wohnbaugenossenschaften: „Es erinnert an das Gegenteil von Transparenz, wenn die Aufsichtsbehörde, das Unternehmen und dessen Führungspersonal politisch völlig uniform sind. Das ist der Nährboden für Günstlingswirtschaft und Skandale.“

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