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Mit diesem Schild wollte Gerd Millmann FPÖ-Unterstützer als Deppen hinstellen, gelungen ist ihm das nur mit Boulevard-Journalisten.

15. März 2016 / 19:54 Uhr

Ex-Faymann-Sprecher trägt “Leasing erwache”-Schild auf FPÖ-Demo

Humor kennt bekanntlich keine Altersgrenzen, und so ist sich selbst der mittlerweile 54-jährige ehemalige Sprecher von Werner Faymann für einen kleinen Ulk nicht zu schade. Er trug bei der gestrigen Demonstration der FPÖ Wien gegen Asyl-Massenquartiere ein Schild mit der Aufschrift „Leasing erwache!“ – Offensichtliches Ziel: die Gegner der chaotischen Asylpolitik als Dümmlinge mit eklatanter Rechtschreibschwäche darzustellen.

Die fetten Jahren bei den Roten sind vorbei

Der Mann heißt Gerd Millmann und war bei der SPÖ einmal richtig gut im Geschäft. Das liegt jedoch fast zehn Jahre zurück. Von 2000 bis 2007 war Millmann Mediensprecher des damaligen Wiener Wohnbaustadtrats und heutigen Kanzlers Werner Faymann. Davor schrieb er von 1997 bis 2000 sogar Reden und Texte für Kanzler Viktor Klima.

Seit 2007 weist die Karriere keine nennenswerten Höhepunkte mehr auf. Millmann wechselte – wie in roten Kreisen üblich – die Seiten und verdingte sich als Journalist. Allzuviel aus seiner Feder veröffentlichten der Falter, die Zeit und das Datum jedoch nicht. In der SPÖ taugte er offensichtlich nur noch für "niedere Dienste" wie das Anführen einer Negativ-Kampagne gegen das Bundesheer, als die SPÖ unter Minister Darabos die Wehrpflicht abschaffen wollte. Aktionen wie die mit dem Schild sind wohl durchaus als PR in eigener Sache zu verstehen. Wenn, ja, wenn sie jemand bemerkt.

„Revolverblatt“ Österreich tappt in die Falle

Bei der Tageszeitung Österreich gelang das offenbar nicht, obwohl dort mit Josef Galley ein anderer Grenzgänger zwischen rotem Mediensprechertum und rot angehauchter Medienschreibe unter Vertrag ist. Hätte er Dienst gehabt, hätte er den alten Genossen wohl erkannt und seiner Redaktion die Peinlichkeit erspart, in fetten Lettern von einem „Internet-Hype um peinliches Nazi-Foto bei Asyl-Demo“ zu berichten. Dort weiß man zwar, dass es sich um eine „Anlehnung an den Nazi-Spruch „Deutschland erwache“ handeln“ dürfte (weswegen die Aktion – Satire hin oder her – auch strafrechtlich kritisch werden könnte), der Schildträger ist beim Fellner-Blatt aber natürlich ein „rechter Recke“, sogar Gerd Millmanns Gesicht wird vorsichtshalber verpixelt

Immerhin bei der Bezirkszeitung erinnerte sich jemand des Mannes, der mit den wichtigsten Journalisten Wiens als Faymann-Sprecher, gestützt auf millionenschwere Inseratenaufträge, einst auf Du und Du war, und enthüllte die Aktion als „Satire“. Millmann sei diesbezüglich nicht zum ersten Mal auffällig geworden, heißt es da:

Die weitesten Kreise zog ein Brief, den er im Wahlkampf 2006 verfasst hatte. Er hatte sich als Vizepräsident des Alpenvereins ausgegeben. Und als dieser sicherte er der Islamischen Glaubensgemeinschaft „die Anbringung eines Halbmondes an einem Berggipfel der gemeinsamen Wahl“ zu. Das Brisante daran: Der BZÖ-Politiker Peter Westenthaler hielt den Brief für echt. Er zückte ihn während eines TV-Duells mit Alfred Gusenbauer und machte sich so in weiterer Folge zum Gespött.

Mit dabei: Sohn David Millmann vom Pressedienst der SPÖ Wien

Anders als damals ist diesmal nicht die von Millmann ins Visier genommene Partei auf den Unfug hereingefallen, sondern die Boulevard-Presse. Dabei wäre es nicht allzu schwierig gewesen, dem Treiben auf die Spur zu kommen. Millmanns Sohn hatte schon vor Beginn der Demo ein Foto der beiden „Satiriker“ mit Schild auf Twitter gepostet.

David Millmann steht übrigens mitten in den Fußstapfen seines Vaters: Er ist Mitarbeiter beim SPÖ-Pressedienst – so wie es Vater Gerd von 1989 bis 1996 war.

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