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Massen-Einwanderung über das Mittelmeer ist eine Route, die vorläufig kaum gesperrt werden kann.

25. März 2016 / 09:14 Uhr

In Libyen warten schon die nächsten 800.000 auf eine Überfahrt nach Europa

Während Europa mühsam die Westbalkan-Route sperrt, braut sich schon der nächste Migranten-Ansturm auf, und zwar in Libyen. Dort warten nach Aussagen des französischen Innenministers Jean-Yves Le Drian bereits rund 800.000 Auswanderungswillige auf die Überfahrt nach Europa. Anders als in der Ägäis, wo zumindest in Ansätzen eine Rückführung aufgebrachter Schlepper-Boote in die Türkei erfolgt, ist eine solche Praxis im Hinblick auf die chaotischen Zustände in Libyen derzeit nicht angedacht. Das heißt in der Praxis, dass weitere Massen illegaler Einwanderer in Italien zu erwarten sind, die sich danach auf die Reise in den EU-Untergrund machen und das bereits existierende Heer der kriminellen U-Boote vergrößern.

Keiner weiß genau, was sich in Libyen abspielt

Wie viele Migranten, die nach Europa wollen, sich derzeit tatsächlich in Libyen aufhalten, kann niemand genau sagen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, selbst Italienerin, nannte kürzlich eine Zahl von etwa 500.000. Le Drian wiederum antwortete auf die Frage eines Journalisten, ob denn die Zahl von 800.000 zu hoch gegriffen sei, dass dies “ in etwa angemessen“ wäre.

Seit dem durch die USA herbeigeführten, gewaltsamen Sturz des Langzeit-Diktators Muammar Gaddafi im Jahr 2011, der seit 1969 für viele Schlagzeilen, aber erstmals langfristig stabiles Regime gesorgt hatte, gleicht das nordafrikanische Wüstenland einem Pulverfass. Zumindest zwei „Regierungen“ ringen um die Vorherrschaft im ölreichen Staat, daneben versuchen radikale Gruppen wie der Islamische Staat (Daesh), die Lage zu destabilisieren, ähnlich wie Boko Haram in Nigeria.

Nach US-Angriff: Wer soll Libyen befrieden?

Im Gegensatz zur Entmachtung Gaddafis hatten die USA keinen – für Europa – konstruktiven Plan für die Zukunft des fragilen Staatsgebildes, in dem nach wie vor archaische Stammesführer das Sagen haben. Die Bildung einer „Regierung der nationalen Einheit“ sei daher „dringlichste Dringlichkeit“ in Libyen, erklärte Le Drian. Angeblich würde „seit Monaten darum gerungen“. Mit wem und mit welchem Erfolg, ist aber bisher nicht bekannt. Ein militärisches Eingreifen des unmittelbar betroffenen Europas steht jedenfalls nicht zur Diskussion – ganz im Gegensatz zu den USA, die durch ihr Eingreifen in Libyen und anderen arabischen Staaten Europa erst in eine solch prekäre Lage gebracht haben.

 

 

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