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Auf der Insel Chalki wurde ein orthodoxes Kloster vom türkischen Staat zuerst zerstört und nun enteignet.

20. April 2016 / 14:54 Uhr

Repression gegen Christen: Türkischer Staat zerstört und enteignet orthodoxes Kloster

Der türkische Staat geht wieder einmal gegen die christliche Minderheit im eigenen Land vor. Zum ersten mal seit Jahrzehnten wurde ein christlich-orthodoxes Kloster, trotz bestehendem Nutzungsrecht, vom Staat enteignet. Das Metamorphosis-Kloster "Patriarchalskiti zur Verklärung Christi" auf der Insel Chalki ist nun im Besitz des türkischen Forstministeriums und soll in einen Feuerwehrposten (!) umgewandelt werden.

Kloster war Türkei seit langer Zeit Dorn im Auge

Die christliche Gemeinde auf Chalki ist bereits seit den 1930er Jahren staatlichen und religiös motivierten Repressionen ausgesetzt. Damals wurde das Marienkloster, zu dem auch eine Handelsschule gehörte, der Kriegsmarine überschrieben. Im Jahr 1971 sollte sich die theologische Hochschule der Insel zudem in das türkische Unterrichtsministerium eingliedern und an eine staatliche Universität anschließen. Der damalige Patriarch Athenagoras I. schloss daraufhin das Bildungsinstitut und den Unterricht für die Geistlichen, um zumindest die christlichen Gebäude und Bibliotheken vor einer staatlichen Vereinnahmung zu retten.

Armenier und Presbyterianer, die der Eingliederung ihrer Hochschulen in das türkische Bildungssystem einwilligten, verloren wenig später ihre gesamten Liegenschaften an den Staat. 

Islamisch-konservative Regierung ließ Kloster niederreißen

Die christlichen Mönchsgemeinden der Skiti waren in der Türkei einst weitverbreitet. Sie besiedelten das Gebiet vom Berg Athos in Griechenland aus. Der türkische Staat vereinnahmte die Besitztümer der Mönchsgemeinden, überließ jedoch den wahren Eigentümern die Benutzung. Seit dem zunehmenden Aufkommen radikal-islamischer Strömungen in der Türkei, vorangetrieben vor allem durch Präsident Recep Tayyip Erdogan und dessen AKP-Partei, werden diese Nutzungsrechte sukzessive ausgehebelt. 

2007 wurde das Nutzungsrecht im Fall des Metamorphosis-Klosters aufgehoben. Die Regierung ließ das Kloster samt Kirche mit Bulldozern verwüsteten. Unter anderem wurden eine Altarplatte zerschmettert und Ikonen beschmiert. Jede Instandsetzung wurde danach verboten, dennoch feierte Patriarch Bartholomaios I. seitdem demonstrativ jeden 5. August die Verklärungsvigil in einer Zeltkapelle auf dem verwilderten Klostergelände. Jetzt wurde die zerstörte Skiti endgültig beschlagnahmt und der dorthin zurückgekehrte Mönch verjagt.

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