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19. Mai 2016 / 12:23 Uhr

Goldenes Doktordiplom beinahe aberkannt: Meinungsfreiheit und Studentenverbindung Dorn im Auge

Regelmäßig werden honorige Professoren von der Universität Wien mit dem Goldenen Doktordiplom geehrt. Im Mai dieses Jahres kam diese Ehre auch einem emeritierten Mathematikprofessor zu, welcher vor 50 Jahren seinen Doktortitel erwarb und anschließend viele Jahre in Wien an der Technischen Universität unterrichtete.

Kein Zweifel an Ehrwürdigkeit

Univ. Prof. Werner Kuich ist bereits Ehrendoktor der Immanuel-Kant-Universität zu Königsberg, Mitglied der Academia Europaea und der Finnischen Akademie der Wissenschaften, zudem war er von 1985 bis 1988 Vorsitzender der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft. An Erfahrung und Ehrwürdigkeit mangelt es dem Mitglied der Wiener akademischen Burschenschaft Libertas also keineswegs.

Als er zu der Verleihung besagten Diploms auch etwa 30 Mitglieder seiner Studentenverbindung zu der rund 20 Minuten dauernden Rede einlud, war das nur der Anfang eines aufsehenerregenden Verlaufs. Nicht nur die Anwesenheit von jungen Männern in ihrem Couleur ließ die Institutsvorsitzenden auf die Barrikaden steigen, sondern auch die frei gewählten Worte des Mathematikers:

In meiner Abschiedsvorlesung vor 5 Jahren habe ich auf besorgniserregende Entwicklungen, die ihren Ursprung zentral in den Hochschulen haben, aufmerksam gemacht. Diese haben sich inzwischen, auch für die Öffentlichkeit wahrnehmbar, verstärkt. Unter dem Vorwand des Antifaschismus wird das Demonstrationsrecht, die Versammlungsfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Lehrfreiheit behindert, und zwar durch die Österreichische Hochschülerschaft, die noch dazu eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist und die Mitgliedsbeiträge ihrer Zwangsmitglieder gesetzwidrig verwendet. Unter dem Druck dieser Österreichischen Hochschülerschaft ziehen Rektorate Hörsaalzusagen zurück, falls Vorträge zu erwarten sind, die der politischen Korrektheit nicht entsprechen. Mir ist das vor einigen Monaten passiert. Es werden durch sie Demonstrationen unterstützt, deren eindeutiges Ziel die Störung der Versammlungsfreiheit ist. Ich erwähne nur die Demonstrationen gegen den WKR-Ball und nunmehr gegen  den Akademikerball mit ihren Gewaltausbrüchen im Jahr 2014 .

Aberkennung in Aussicht gestellt

Während Sektionschef i. R. Dr. Norbert Rozsenich den Saal sofort verließ und eilig diverse Genossen von der Studienrichtungsvertretung „Roter Börsenkrach“ beim anschließenden Buffet in einer spontanen Störaktion sinnlose Parolen brüllten, mahlten die Mühlen der Bürokratie langsamer.

In einem absolut unwürdigen Schreiben wurde  Kuich schließlich ein knappes Jahr später, am 20. April 2016, darüber informiert, dass gewisse Personen in der Institutsvertretung sein Goldenes Ehrendiplom aberkennen möchten und seine Meinungsfreiheit ganz und gar nicht gebilligt werde. Gezeichnet wurde der Brief allerdings explizit nicht vom Vorstand, sondern von dessen Stellvertreter Prof. Christian Krattenthaler:

Im Namen der Fakultätskonferenz möchte ich unser Missfallen zum Ausdruck bringen, dass Sie die Feier zu einer Manifestation von Gedankengut missbraucht haben, das an einer Universität nichts verloren hat. […] Unter den Mitgliedern der Fakultätskonferenz gab es auch einige, die vorschlugen, beim Senat die Aberkennung des Diploms zu beantragen.

Ein Paradebeispiel dafür, wie gerade die Universitäten immer mehr zu einem Hort der Unfreiheit verkommen.

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