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Gerade die kaiserlichere Historie Österreichs wird gerne zu Tourismuszwecken missbraucht, bei der Geschichtsschreibung aber quasi mit Füßen getreten.

31. Mai 2016 / 09:00 Uhr

Kaiser-Verunehrung – Geschichtsverfälschung am Beispiel des hundertsten Todestages Kaiser Franz-Josephs

Vordergründig wird heuer des Todes von Kaiser Franz-Joseph vor hundert Jahren gedacht. Gleich mehrere Ausstellungen an verschiedenen Orten in Wien und in Niederösterreich widmen sich seiner Person und der Zeit seiner Regierung. Intensiv befassen sich auch die Medien mit dem Monarchen. Sondermagazine verschiedener Gazetten betreiben „historische Aufarbeitung“ (am anständigsten noch jenes der Kronen Zeitung).

Gastkommentar von Albert Pethö

Wäre das Ziel des „Gedenkens“ eine objektive geschichtliche Würdigung, so könnte man zufrieden sein. Das Gegenteil ist der Fall. Unter dem Deckmantel vorgespiegelter Wissenschaftlichkeit wird linke Geschichtspolitik betrieben. Und die Noblesse der Republik bringt sich vollgültig zur Darstellung, indem man als Orte besonders intensiver Kaiser-Verunehrung Schloß Schönbrunn und den Prunksaal der Nationalbibliothek in der Hofburg ausgewählt hat.

Gerne nutzt man das Kaiserliche Erbe für touristische und sonstige Geschäftemacherei; gleichzeitig sind wir seit den Tagen des sozialistischen Kreisky-Regimes durch mittlerweile mehr als vier Jahrzehnte hindurch, immer wiederkehrend, mit Österreich-Besudelung und verlogener „Vergangenheitsbewältigung“ konfrontiert. Eine gleichgeschaltete Szene veröffentlichter Meinung hetzt gegen Habsburg, gegen den Katholizismus, gegen alles, was sich als Heimatbewußtsein interpretieren läßt und macht jene verächtlich, die einst mutig für das Vaterland eingestanden sind. Zwischendurch verstreut man Petitessen wie einen (vom „Unterrichts“-Ministerium herausgebrachten und aus Steuergeldern finanzierten?) „Schülerkalender“, in dem das Datum des „Endes der Habsburg-Diktatur“ als Grund zum Feiern anempfohlen ist.

Progressive Polit-Pädagogik auf allen Ebenen

Die Hintergründe all dieser ständig organisierten und engagiert betriebenen Vergangenheitsverdrehung sind selbstverständlich schon nachvollziehbar: Eine in üppigem Wohlleben etablierte, linke Pseudoelite fürchtet die Konfrontation einer von ihr zu verantwortenden mickrigen und korrupten Gegenwart mit einer großen Vergangenheit; das könnte unangenehmste politische Folgen haben.

Daher fälscht man die Maßstäbe und versucht permanente Geschichtsumschreibung durchzuführen. 2014 hat man diesen Vorgaben entsprechend das „Gedenken“ zu hundert Jahren Ausbruch des Ersten Weltkrieges manipuliert; und im Moment ist eben Kaiser Franz-Joseph an der Reihe, zumal das Ansehen seiner Person nach wie vor in weiten Kreisen der Bevölkerung „unkorrekt“ hoch ist.

Ein konkretes Beispiel:

Die Ausstellung mit dem Titel „Der ewige Kaiser – Franz Joseph I.“ in der Nationalbibliothek (eigentlich Hofbibliothek) näher betrachtend, finden wir die heute bei solchen Darbietungen so beliebte Mischung aus wirklich schönen und sehenswerten Exponaten und dazu plazierten, abfälligen Textstellen zur „Erläuterung“ (in Deutsch und Englisch, damit auch im Ausland bekannt wird, wie die Republik zur imperialen Vergangenheit des Landes steht). Ein prachtvolles Bild des Kaisers im weißen Waffenrock der Gala-Adjustierung des k.u.k. Feldmarschalls korrespondiert beispielsweise mit der Behauptung, daß das Gesicht des Kaisers „das einzig bindende Symbol des zerfallenden Habsburgerreiches“ gewesen wäre.

Zwei Falschaussagen in einem Satz. Weder war der Kaiser der einzige Faktor für den inneren Zusammenhalt, wenngleich gewiß ein wesentlicher unter anderen, noch war „das Habsburgerreich“ zerfallend. Dieser Zerfall ist erst von außen hineingetragen worden und war eine der Konsequenzen der Niederlage im Ersten Weltkrieg. Eine Niederlage, die übrigens alle kriegführenden Staaten Europas mit uns geteilt haben; sie haben diese Niederlage nur erst später erkannt als unsere Groß- und Urgroßväter.

Zeugnisse der Vergangehnheit widersprechen

Konformer „Bewußtseinsbildung“ dienende, vergangenheitsabwertende „Hinweise“ begleiten einen beim Abschreiten der Vitrinen und sind in Zeiten wie diesen politpädagogischer Standard. Hinter dem Glas aber finden wir die Kostbarkeiten aus der Vergangenheit, die uns zeigen, wie es wirklich gewesen ist, das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. Man muß nur hinsehen können. Bibliophile Bände aus den habsburgischen Familienbeständen – erlesene Stücke hoher Handwerkskunst; man denkt, wenn man sie anschaut, an die Strophe der Bundeshymne der Paula von Preradovic – „Volk, begnadet für das Schöne“. Graphikblätter verschiedenster Art dokumentieren die Glanzpunkte ebenso wie die tragischen Momente im langen Leben Franz Josephs.

Aber auch sein Alltag ist festgehalten. Oder der Flug des Louis Bleriot 1909 über die Simmeringer Heide in der Anwesenheit des Kaisers; die Luftfahrt hat eben erst begonnen, neben Frankreich stellt auch Österreich zahlreiche Pioniere der Fliegerei. Kaisermanöver: Franz Joseph zusammen mit dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dem Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf. Auch ihnen wird, gleich dem Monarchen, heutzutage republikanischer Rufmordversuch zuteil. Und eine Fahrt des Kaisers ist zu sehen, von der Hofburg nach Schönbrunn; ganz unbewacht in offener Kutsche; die Passanten grüßen. Eine Vielzahl an Photographien zeigt den Herrscher, die ersten Aufnahmen stammen von 1860, die letzten aus dem Weltkrieg. Berührend das Totenbild des Kaisers auf seinem Sterbebett. Meist ist Franz Joseph in Uniform, mitunter auch in zivil, aber immer elegant; er ist eine der meist abgebildeten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.

Ja, der Besuch der Ausstellung lohnt, ungeachtet aller inkompetent-böswilligen Begleittexte. Das Zeugnis der Vergangenheit spricht für sich. Und wenn es uns dazu anregt, sich mit der Person unseres alten Kaisers wirklich intensiv zu beschäftigen, dann werden wir auch erkennen, was alles wir ihm immer noch zu danken haben. Wir haben allen Grund, stolz auf unsere Vorfahren, auf unser Österreich und seine ruhmvolle Vergangenheit zu sein; lassen wir uns das nicht nehmen; erhalten, begreifen und erschließen wir uns ein großes Erbe, zu unserem Nutzen und dem der Nachkommen.

Albert Pethö ist Historiker und Herausgeber der Katholisch-konservativen Zeitschrift „Die Weiße Rose“.

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