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Seidenraupen gehören auf Maulbeerblätter – nicht auf Weinstöcke!

7. Juli 2016 / 09:00 Uhr

Umweltstadträtin Ulli Sima will Weinstöcke mit Seidenraupen pflanzen

Offensichtlich setzt die anhaltende Hitze auch den Spitzenpolitikern im Wiener Rathaus mächtig zu. Beleg dafür ist etwa ein Brief von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) an die Bezirksvorsteherin von Wien-Margareten, Susanne Schaefer-Wiery, in dem es um Maulbeerbäume, Weinstöcke und Seidenraupen geht. Grundlage dieses Briefes ist ein einstimmiger Beschluss der Bezirksvertretung in Wien Margareten, mit dem die Bepflanzung von Parkflächen mit Weinreben und Maulbeerbäumen in den Parkanlagen des Bezirks vorgeschlagen wird.

Sima scheint den Sinn des Antrags und der Beschlusslage nicht ganz erfasst zu haben, denn sie schreibt folgendes: 

Weinreben werden – genauso wie Obstgehölze, Gemüse, Erdäpfel, usw. – bereits wienweit erfolgreich in zahlreichen Nachbarschaftsgärten, bzw. auch im >gartln ums Eck< kultiviert. Es ist daher kein Problem, Weingärten eventuell mit Seidenraupen – daher auf Vereinsbasis in einem >Weingarten<(=Nachbarschaftsgarten) anzupflanzen und zu pflegen.

Seidenraupenzucht fand auf Maulbeerbäumen statt

Die Stadträtin irrt nämlich, wenn sie davon ausgeht, dass die Weinstöcke die Grundlage für die Seidenraupenzucht sind. Es sind vielmehr die Maulbeerbäume, und dies alles ist noch dazu eine historische Angelegenheit aus vergangenen Jahrhunderten, wie einer entsprechenden Veröffentlichung zu entnehmen ist:

Bei der Seidenraupenzucht werden im Frühjahr, wenige Tage vor dem Grünwerden der Maulbeerbäume, die Eier zur Ausbrütung ausgelegt. Eine täglich steigende Temperatur ist dabei Voraussetzung. In 10–15 Tagen schlüpfen die Raupen und müssen dann – mit Ausnahme der vier Häutungsperioden – laufend mit frischem Laub des weißen Maulbeerbaums versorgt werden. Nach 30–35 Tagen hören die Raupen zu fressen auf und spinnen den Kokon als Schutz für ihre Verpuppung. Der Vorgang dauert 3–4 Tage, und der Faden des länglichovalen Gespinstes ist 3.000–4.000 Meter lang. […]

Umfangreichere Bestrebungen zur Einführung der Seidenzucht setzten erst zur Zeit Maria Theresias ein, zuerst auf private Initiative und ab 1749 mit staatlicher Förderung. Die Baumpflanzungen erfolgten in den Vorstädten Wiens und in der näheren und weiteren Umgebung. Die Ober St. Veit am nächsten gelegene dieser Maulbeerpflanzungen befand sich im Garten beim „Braunen Hirschen" in Rudolfsheim. Erste Frucht der staatlichen Förderung war die Maulbeerbaumschule in Margarethen. Zur Förderung der Anpflanzung im ganzen Land verschenkte sie in den folgenden Jahren hunderttausende Setzlinge, einen großen Teil davon in das „Viertel unter dem Wienerwald", das auch unsere Region einschließt. Weitere Plantagen folgten.

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