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In der Nacht waren es 4.000, aber auch den ganzen Tag über sind noch Erdogan-Fans auf Wiens Straße unterwegs – hier am späten Nachmittag auf der Mariahilfer Straße.

16. Juli 2016 / 19:11 Uhr

Erdogans langer Arm reicht bis nach Wien – Anrainer bei Türken-Demo glaubten, “es ist Krieg”

Dass ein Türke stets Türke bleibt, egal von welchem Staat er Sozialleistungen wie Kindergeld oder Arbeitslose kassiert, wurde in der Nacht vom Freitag auf Samstag in Wien wieder einmal eindrucksvoll bewiesen.

Hier lebende Türken demonstrieren für ihren Präsidenten

Denn weil ihr Präsident Recep Tayyip Erdogan, dem einige türkische Militärs mittels eines Putschs an den Kragen wollten, zu Demonstrationen für sich aufrief, gingen nicht nur in der Türkei hunderttausende Menschen für ihren „Sultan“ auf die Straße. Auch hier lebende Türken (die Staatsbürgerschaft ist hierbei nicht ausschlaggebend) fühlten sich bemüßigt, für ihr im fernen Ankara residierendes Staatsoberhaupt in die Bresche zu springen.

Massives Polizeiaufgebot bis hin zur WEGA nötig

Laut Medienberichten waren es rund viertausend Personen, die sich ab Mitternacht vor der türkischen Botschaft in der Prinz-Eugen-Straße in Wien versammelt haben, um dort lautstark in einer nicht angemeldeten Demonstration ihre Sympathie für Erdogan kundzutun. Die Polizei spielte die Brisanz der Kundgebung in ihrer Presseaussendung herunter, wenngleich zwischen den Zeilen durchlingt, dass die Lage ohne massives Polizeiaufgebot eskalieren hätte können. Wörtlich heißt es:

Beamte der Bereitschaftseinheit, der WEGA, der Polizeidiensthundeeinheit, der Landesverkehrsabteilung und Bezirkskräfte sorgten auf Grund des raschen Einschreitens und der schnellen Sicherung der staatlichen Einrichtungen (Botschaften, Parlament) für einen reibungslosen Ablauf der Kundgebung.

Anrainerin in Wien glaubte, es ist Krieg

Ganz anders ein Anrainer in der Prinz-Eugen-Straße, der unzensuriert.at von einem 4.000-köpfigen Pöbel berichtet und weiter

Aufgeheizte Schlachtengesänge über Stunden – nicht aus hunderten sondern aus tausenden Kehlen. Lautes Motorgeheul. Meine Frau hat geglaubt, es ist Krieg! Und die Polizei weiß von nichts!

Gudenus: Erdogan steht für Unterdrückung  

„Offenbar reicht der lange Arm des Erdogans auch nach Wien, wo seine Anhänger ihm treu folgen“, meinte Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus anlässlich der lautstarken nächtlichen Kundgebung in Wien. Für den Vizebürgermeister ist Erdogan verantwortlich für die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit, für Zensur im Internet und für die gewaltsame Unterdrückung aller Minderheiten im Land, wie im Besonderen der Kurden.

„Wenn die in Österreich angesiedelten Türken einem Hetzer gegen Meinungsfreiheit und Menschenrechte die Stimme geben, dann ist das ein eindeutiges Signal für die Nichtintegrierbarkeit dieser Gruppe“, stellte Gudenus fest und kommentierte diese Verhaltensweise jener türkischen Bewohner Wiens, die „ihren“ Präsidenten unbedingt unterstützen wollen, dass sie dies sehr wohl tun könnten – aber bitte von der Türkei aus.

Erdogans Wiener Anhänger leben in Parallelgesellschaft

Gudenus verwies noch auf Erdogans Wahlkampfauftritt im Jahr 2014 in Wien, wo das türkische Staatsoberhaupt die Austro-Türken (von etwa 200.000+ haben ca. 115.000 die österr. Staatsbürgerschaft) als Enkel Kara Mustafas, des Belagerers von Wien im Jahre 1683, bezeichnet hatte: „Dies sagt in Wahrheit alles über das Weltbild und die Bestrebungen des türkischen Ministerpräsidenten sowie seiner Anhänger, die in Wien in Parallelgesellschaften leben, aus.“

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