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Eine Umbenennung des Siegesdenkmals in Friedensdenkmal ist nur oberflächlich betrachtet gut, denn die faschistische Symbolkraft bleibt erhalten.

30. Juli 2016 / 09:23 Uhr

Bozens Bürgermeister Caramaschi möchte Italienern Auseinandersetzung mit faschistischer Vergangenheit ersparen

Auf dem Bozener Siegesplatz steht seit dem Jahr 1928 ein unter dem Diktator Benito Mussolini errichtetes „Monumento alla Vittoria“ (deutsch: Siegesdenkmal). Auf diesem Triumphbogen findet sich, der Bozener Altstadt zugewendet, folgender lateinischer Schriftzug:

Hic patriae fines siste signa. Hinc ceteros excoluimus lingua legibus artibus

In deutscher Übersetzung:

Hier an den Grenzen des Vaterlandes setze die (Feld-)Zeichen. Von hier aus bildeten wir die Übrigen durch Sprache, Gesetze und Künste.

Symbol des italienischen Faschismus

Dieses, an den italienischen Sieg über Österreich und die Besetzung des deutschsprachigen Südtirols erinnernde Denkmal gilt noch immer als Symbol des Faschismus und der Italianität des Grenzgebiets, obwohl verschiedene halbherzige Versuche unternommen worden, die Symbolkraft dieses Bauwerks zu entschärfen. (Zum Beispiel mit der Installierung eines Dokumentationszentrums in den unterirdischen Räumlichkeiten des Bogens, wo die Dauerausstellung „BZ ’18–’45: ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen“ zu sehen ist.)

Umbenennung wird skeptisch gesehen

Nun lässt der Bozener Bürgermeister Renzo Caramaschi mit dem Vorschlag aufhorchen, dieses Denkmal in „Friedensdenkmal“ umbenennen zu wollen.

Doch die  „Süd-Tiroler Freiheit – Freies Bündnis für Tirol“ zeigt sich über diesen Vorschlag äußerst skeptisch.

Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll und der Ortssprecher von Bozen, Cristian Kollmann, geben Folgendes zu bedenken:

Die Abschaffung der Bezeichnung Siegesdenkmal und die Umbenennung in Friedensdenkmal klingt nur oberflächlich betrachtet gut, denn die Bezeichnung Friedensdenkmal täuscht bewusst darüber hinweg, wofür das Denkmal steht, nämlich den Sieg Italiens über Österreich, die Annexion des heutigen Süd-Tirols durch Italien sowie die Unterdrückung der Süd-Tiroler!

Beide halten auch den Namen „Friedensdenkmal“ für ein Denkmal irreführend, dessen Botschaft ganz anders lautet. Denn „Friedensdenkmal“ würde suggerieren, dass rückblickend die Teilung Tirols und die Verbrechen des Faschismus als gute Sachen zu sehen wären und diese Tatsachen der Südtiroler Bevölkerung schlussendlich Frieden beschert hätten.

Auch Hakenkreuz könnte man als Friedenssymbol uminterpretieren

Cristian Kollmann meint dazu:

Eine Bezeichnung Friedensdenkmal wäre nur dann zielführend und nachhaltig friedenserhaltend, wenn gleichzeitig auch das Erscheinungsbild des Denkmals geändert würde, und zwar, indem zumindest die faschistische Symbolik und die beleidigende Inschrift entfernt werden. Diese stehen zu einer Bezeichnung Friedensdenkmal in diametralem Widerspruch und sind ein Hohn auf einen wirklich ernst gemeinten Frieden! Nach Caramaschis Logik ließe sich, durch bloße Umbenennung in „Friedenskreuz“, wohl auch das Hakenkreuz zum Friedenssymbol uminterpretieren!

Daher fordert die Süd-Tiroler Freiheit zum wiederholten Male die Umbenennung des Platzes vor dem Denkmal (derzeit „Siegesplatz“) in „Antifaschismus-Platz“. Sven Knoll erklärt dazu:

Durch diese Maßnahme würde die Stadt Bozen dem Faschismus eine klare Absage erteilen. Doch so lange Caramaschi nicht bereit ist, ein wirklich ernst gemeintes Zeichen gegen den Faschismus zu setzen, bleibt sein Vorschlag nicht mehr und nicht weniger als der durchschaubare Versuch, das Siegesdenkmal durch bloße Umbenennung als entfaschistisiertes und friedenserhaltendes Kulturgut zu reinterpretieren, ohne an diesem äußerlich etwas verändern zu müssen. Offenbar will Caramaschi den Italienern weiterhin jedwede ernsthafte Auseinandersetzung mit Bozens faschistischer Vergangenheit und Gegenwart ersparen!

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