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Die Österreicher-Beleidigung des türkischen Außenministers ist ebenso empörend wie aufschlussreich.

18. August 2016 / 09:00 Uhr

Türkischer Außenminister bestätigt: Erdogan-Fans sicherten Van der Bellen knappen Vorsprung in annullierter Wahl

Was der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu zuletzt in Richtung Österreich zum Besten gab, ist einmal mehr eine unglaubliche Entgleisung. „Es waren ja keine türkischstämmigen Österreicher, die damals Haider gewählt haben oder aktuell einem rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten 49,9 Prozent ihrer Stimmen gegeben haben, tönte der Osmane.

Es ist richtig, dass FPÖ-Obmann HC Strache nun einen Sonder-Ministerrat fordert, um Kanzler Kern und Außenminister Kurz Gelegenheit zu geben mehr als die üblichen Entrüstungs-Wortspenden abzugeben – zumindest eine offizielle Protestnote Österreichs wäre gefragt.

Wichtige Klarstellung des Außenministers

Doch analysiert man die Worte des türkischen Außenministers, so muss man Cavusoglu für diese Klarstellung dankbar sein. Es waren also nicht die Grauen Wölfe und Erdogan-Fans, die am Tag nach dem gescheiterten Putschversuch in Wien einen kurdischen Gastgarten kurz und klein schlugen und vereinzelt forderten, Regimegegnern den Kopf abzuschneiden, die Norbert Hofer ihre Stimme gaben. Und es waren auch nicht die österreichischen (Doppel?-)Staatsbürger türkischer bzw. kurdischer Abstammung, die zuletzt die Wiener Innenstadt in eine Bürgerkriegszone verwandelten, die den freiheitlichen Kandidaten unterstützten. In dieser Gesellschaft befinden sich Hofer-Wähler laut dem türkischen Chefdiplomaten nicht.

Woher weiß Cavusoglu, wen Austro-Türken wählen?

Cavusoglu, der über das Nicht-Wahlverhalten seiner (ehemaligen) Landsleute bestens Bescheid zu wissen scheint, weiß sicherlich ebenso gut, wem diese am 22. Mai ihre Stimme gegeben haben – bleibt ja nur noch einer übrig: Alexander Van der Bellen.

Und wenn man weiß, dass selbst der türkische Außenminister weiß, wen türkisch-stämmige Österreicher gewählt haben, dann ist das ein weiteres gewichtiges Argument für die vom Verfassungsgerichtshof verfügte Annullierung der Bundespräsidenten-Stichwahl, die zu einer Wiederholung am 2. Oktober führt. Dass Türken und andere Moslems das Wählen durchaus nicht als geheime Angelegenheit einstufen, ist ohnehin längst ein offenes Geheimnis. Mit Efgani Dönmez hat gerade ein Parteigenosse Van der Bellens besonders intensiv darauf hingewiesen.

Austro-Türken: Große Mehrheit für Erdogan und Van der Bellen

Von den 300.000 Menschen mit türkischen Wurzeln in Österreich haben 115.000 die türkische Staatsbürgerschaft, berichteten Medien jüngst. Wie viele (auch) den österreichischen Pass und damit das Wahlrecht besitzen, war offenbar nicht so leicht zu eruieren. Bekannt ist, dass in den zehn Jahren bis 2013 mehr als 50.000 Türken eingebürgert wurden. Die türkischen Staatsbürger in Österreich stimmten zuletzt mit großer Mehrheit für Erdogan als Präsident – so wie ihre eingebürgerten Volksgenossen am 2. Oktober wohl überwiegend Van der Bellen wählen werden.

Wer in der annullierten Wahl für den Grünen gestimmt hat, sollte also wissen, in welcher Gesellschaft er sich befindet. Wenn die Austro-Türken Van der Bellen am 2. Oktober eine knappe Mehrheit verschaffen sollten, wird er wohl wissen, wie tief er in ihrer Schuld steht.

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