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Spartanisch, im Stil der 70er, aber mit viel technischer Perfektion im Innenleben: Guzzi V9 Bobber.

20. August 2016 / 12:04 Uhr

Im Test: Moto Guzzi V9 Bobber & Roamer – Echte Rockerböcke sind rar geworden

Es gibt sie noch, die echten Rockerböcke, ohne Schnörkel und technische Spielereien. Neben Triumph oder Harley Davidson liefert auch Moto Guzzi immer wieder Musterbeispiele dieser Gattung. Mit den beiden 900er-Modellen V9 Bobber und V9 Roamer sind den italienischen Traditions-Motorradbauern zwei besonders schöne Modelle gelungen.

Bobber: Spartanischer Asphaltfresser

Die Bobber ist der Prototyp des spartanischen Asphaltfressers – vom Konzept her ähnlich der 48er-Harley. Kernstück ist der typische, quergestellte V2, wie er seit vielen Jahrezehnten für die Guzzi charakteristisch ist (wie der längsgestellte V2 für die Harleys oder der Boxer für die BMW).

Besonders gelungen erscheint das Design mit dem tropfenförmigen Tank, der mattschwarzen 2-in-2-Auspuffanlage, den runden Scheinwerfern, den spartanischen Seitendeckeln und der flachen Sitzbank (unter der sich mit Mühe ein Verbands-Packel ausgeht), abgerundet mit Guss-Speichenrädern, beidseitigen hinteren Federbeinen und klassisch-rundem Scheinwerfer. Einfach nur Motorrad. Auch die Armaturen bestechen durch Schlichtheit: Ein einziges, rundes Instrument, auf dem die wesentlichen Parameter (Geschwindigkeit, Uhrzeit, Verbrauch, Tankinhalt, Kilometerstand) auf den ersten Blick (bzw. Knopfdruck) erkennbar sind.

Gut gedröhnt und schwer gestampft

Schon der Start ist ein Erlebnis: Hier tuckert, stampft und blubbert es wie in alten Zeiten. Das früher für BMW oder Guzzi typische Schlingern im Stehen haben die Konstrukteure längst behoben, das ebenso typische Klingeln im Leerlauf hört man noch ganz leise. Die erste rastet (wie auch alle anderen Gänge) butterweich ein – und der Vogel hebt mit mächtigem Schub ab.

Bei etwa 5.000 Touren zeigt ein rotes Licht am Tacho an, dass es Zeit ist, hinauf zu schalten, wenn man ökonomisch fahren möchte. Wer ein bissl angasen will, kann die V9 aber noch ein schönes Stückerl höher drehen. Immerhin wissen wir jetzt, warum es keinen Tourenzähler gibt. Der Schub entfaltet sich durch die Einarm-Schwinge mit integriertem Kardan ruck-(und wartungs-)frei.

Ein bissl wenig PS für 850 Kubik

Die Sitzposition ist an sich bequem, die Sitzbank (und auch die Dämpfer) aber eher brettlhart. Dafür bietet der breite Lenker eine aufrechte Haltung und sicheren Griff. Durch die volle Kraft von unten lässt sich die V9 schön aus den Kurven ziehen, wenngleich man aus 900 Kubik im Ernstfall leicht doppelt so viel wie die verfügbaren 55 PS herausholen hätte können. Wohl ein Zugeständnis an die neuen, strengen Stufen-Führerschein-Regeln – ähnlich wie bei den V7 Modellen.

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Roamer: Der schmuckere Café Racer

Bei der Roamer fühlt sich das Fahren schon ein wenig anders an – ein Café Racer mit ein wenig mehr Komfort, aber dem gleichen Motor. Der Lenker ist höher angesetzt, und auch ein wenig mehr Chrom und buntes Blech erfreuen das Auge. Und das Vorderrad ist nicht ganz so fett wie bei der Bobber. Vom Fahrgefühl her die bequemere Version, weil auch der Sitz ein wenig besser gefedert erscheint.

Versteckte Technik

Beide Modelle bieten übrigens – als kleines Zugeständnis an die moderne Technik – zwei verschiedene Traktions-Modi an, was sich vor allem bei feuchter Fahrbahn als sehr hilfreich erweist. Dazu gibt es serienmäßig auch noch ABS. Wer will schon so ein schönes Radel hinlegen? Dazu kommt noch ein USB-Anschluss-Stück für Smartphones, um Daten abzurufen.

Autobahn-Touren nur für ganz Harte

Beide Versionen sind für die Stadt oder kleinere Überlandpartien ideal geeignet, auch mit Sozius. Längere Touren oder gar Autobahn-Fahrten sind aufgrund völlig fehlenden Wind- und Wetterschutzes nur etwas für Beinharte. Aber die soll’s ja noch geben.

Technische Daten:

Motor: V2-Viertakter, 8 Ventile,

Hubraum: 850 ccm,

Leistung: 55 PS,

Antrieb: Kardan, 6 Gänge

Tankvolumen: 15 Liter

Gewicht (vollgetankt): 200 Kilo

Preis: 10.999 Euro

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