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Schockbilder sollten vom Rauchen abhalten, tun es aber offensichtlich nicht.

20. September 2016 / 09:58 Uhr

Publizist Broder nennt Schockbilder auf Zigarettenpackerln “Erziehungsdiktatur”

Nur ja grauslich sollen sie sein, die Schockbilder auf den "Tschickpackerln", die seit Mai verpflichtend aufgedruckt werden und mindestens zwei Drittel der Zigarettenpackungen bedecken müssen.

Grausliche Bilder haben wenig Auswirkung auf Zigarettenkonsum

Kindersärge, angefaulte Zähne, Augen ohne Pupillen und dergleichen sollen uneinsichtige Raucher endlich dazu bringen, von ihrem Laster zu lassen. Doch wie der Trafikanten-Obmann der Wirtschaftskammer, Josef Prirschl, anmerkt, dürfte die gesundheitspolitische EU-Verordnung, in Österreich jedenfalls, ein Schuss in den Ofen sein. Wie Prirschl feststellt, reagieren die Kunden „zwar unterschiedlich, in Wirklichkeit haben die Bilder aber keine großen Auswirkungen auf den Konsum“.

Wer allerdings doch von diesen Schockbildern profitiert, sind Produzenten von Zigarettenetuis, weil sich doch viele Menschen diese unnötigen Grauslichkeiten ersparen möchten. Trafikanten freilich werden täglich mit diesen Bildern konfrontiert, was für Josef Prirschl „natürlich nicht lustig“ ist.

Hoher Aufwand für Industrie ohne gesundheitspolitische Wirkung  

Für den Sprecher von „Japan Tobacco International“ (JTI), zu der die Austria Tabak seit 2007 gehört, Ralf-Wolfgang Lothert, kann man derzeit noch nicht sagen, ob die Schockbilder tatsächlich die gewünschte Auswirkung haben. Dennoch befinden sich auch noch alte Zigarettenpackerln ohne Bilder und nur mit den textlichen Warnhinweisen in Umlauf. Herr Lothert glaubt aber, dass der Zigarettenmarkt in Österreich stabil bleibt, und meinte dazu: „Es ist ein hoher Aufwand für die Industrie, ohne gesundheitspolitische Wirkung“.

„Rauchfrei-Telefon“ soll boomen

Die Service-Nummer „Rauchfrei Telefon“ hingegen behauptet, dass nur auf den Juli bezogen mehr Personen angerufen hätten, als im gesamten Jahr 2015. Das wäre nur mit dem neuen Tabakgesetz, welches diese Schockbilder vorschrieb, zu begründen, war von der niederösterreichischen Gebietskrankenkasse, der Betreiberin des Service, zu hören.

Neben den Schockbildern ist die Telefon-Nummer des „Rauchfrei Telefons“ ebenso verpflichtend aufzudrucken. Was aber interessanterweise völlig von den Zigarettenpackerln verschwunden ist, sind die Angaben von Kondensat (Teer), Nikotin und Kohlenmonoxid. Somit kann der mündige(?) Raucher sich nicht mehr orientieren, ob er eine stärkere oder schwächere Zigarette rauchen möchte.

Schockbilder sind Erziehungsdiktatur

Apropos Mündigkeit. Zum Thema Schockbilder meinte der Nichtraucher Henryk M. Broder, Publizist und Buchautor: „Diese Bilder machen mich zum Raucher.

Und die Frage, wo endlich die Eigenverantwortung des Menschen in der heutigen Zeit bleibt, kommentierte Broder dann so:

Wir leben sowieso in einer Erziehungsdiktatur, in der uns täglich gesagt wird, wie wir uns ernähren, wie viel CO2 wir produzieren bzw. verbrauchen dürfen und dass wir Sport treiben sollen, um im Alter fit zu bleiben.

Am besten für uns und die Umwelt wäre es, wenn wir nichts essen und nur sporadisch atmen würden. Wo bleibt da die Eigenverantwortung? Ist sie nichts mehr wert? Wird sie vollends ausgelagert?

Ich muss mit dem Rauchen nicht aufhören, weil ich damit nicht anfangen werde. Aber jetzt werde ich gleich vor die Tür gehen und eine paffen. Aus Solidarität mit den Rauchern.

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