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Ledersprung-Feier Montan-Uni Leoben

Die Feierlichkeiten rund um den “Ledersprung” zählen zu den traditionellsten Veranstaltungen an der Montanuniversität in Leoben.

12. Feber 2024 / 11:19 Uhr

Entscheidung des Rektors der Montanuniversität gegen studentische Korporationen wird immer einsamer

Im Streit um die Verbannung von studentischen Korporationen an der Montanuniversität Leoben (Steiermark) könnte sich eine Wende anbahnen. Der Vorsitzende des Uni-Rates, Stefan Pierer, möchte an Traditionen festhalten.

Verbindungen von Feierlichkeiten ausschließen

„Nur wer Brauchtum allgemein ablehnt, wird auch am Leobner Ledersprung Negatives finden“ – das schrieb der 2021 verstorbene Montanwissenschaftler, Hochschullehrer, Historiker und Lokalpolitiker Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Dr. phil. Gerhard Sperl. Jahre später bekommt dieser Satz plötzlich besondere Bedeutung – und zwar seit der Ankündigung des neuen Rektors der Montanuniversität, Peter Moser (seit 1. Oktober 2023 im Amt), studentische Verbindungen künftig nicht mehr an akademischen Feierlichkeiten der Hochschule teilnehmen zu lassen.

Brauch reicht bis zur Revolution 1848 zurück

Das würde auch das Aus des „Ledersprungs“ bedeuten, einer traditionellen Veranstaltung zur Aufnahme in den Bergmannsstand: Nach Beantwortung von vier Fragen leert der Anwärter ein Glas Bier und springt von einem Bierfass herab über ein „Arschleder“, das von zwei Bergleuten gehalten wird. Ausgetragen wird dieser Brauch, der bis zur Revolution von 1848 zurückreicht und in der Bergakademie in der heutigen Slowakei entstanden ist, abwechselnd von den farbentragenden Verbindungen. Zu denen zählen an der Montanuniversität Leoben zwei deutsche Burschenschaften, zwei Verbindungen des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV), drei Corps, eine Landsmannschaft und ein akademischer Turnverein. Auch zwei Damenverbindungen gibt es in Leoben.

Zwist innerhalb der Österreichischen Hochschülerschaft

Als Rektor Moser am 31. Jänner in der Kleinen Zeitung das Aussperren der studentischen Verbindungen von Feierlichkeiten mit der Begründung, er wolle eine Neupositionierung der Hochschule, bekanntgegeben hatte, löste dies heftige Reaktionen aus. Wie berichtet, sorgte eine Anfrage des steirischen Nationalratsabgeordneten Hannes Amesbauer (FPÖ) an ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek dafür, dass diese Causa auch ein Fall fürs Parlament wurde. Sogar innerhalb der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) führte Mosers Ausgrenzungs-Politik zum Zwist. Seitens Mitglieder der ÖH-Leoben gibt es einen Aussendungs(entwurf?):

Als Vertretung der Mehrheit der Studierenden Leobens irritiert es uns zudem, wieso vonseiten der Bundes-ÖH Jubelrufe nach dem Verbot von studentischen Verbindungen kommen, ohne sich mit der lokalen Vertretung oder mit den Fakten auseinander gesetzt zu haben – ansonsten würden deren Aussendungen einem Fakten-Check standhalten.

In diesem Text wird auch klar zum Ausdruck gebracht, dass Feierlichkeiten weiterhin gemeinsam mit Vereinen und Verbindungen gestalten zu dürfen.

Appell des Dritten Nationalratspräsidenten

Auch der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) appellierte in Offenen Briefen (siehe Anhang) sowohl an Rektor Peter Moser als auch an den Vorsitzenden des Uni-Rates, KTM-Chef Stefan Pierer, die Entscheidung zu überdenken und im Dialog mit den Verbindungen nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen.

Das zeigte nun anscheinend Wirkung, denn in der Presse am Sonntag war von einem kompletten Ausschluss der Verbindungen von den akademischen Feiern und den Matrikelscheinübergaben keine Rede mehr. Dem Vernehmen nach soll sich folgende Lösung abzeichnen: Die Chargierten sollen künftig zwar weiterhin an den Feierlichkeiten teilnehmen dürfen, allerdings nicht mehr an der prominenten Position hinter Professoren und Rektor. Pierer sagte gegenüber der Presse:

Es geht nicht darum, Geschichte abzudrehen, sondern alle mitzunehmen in ein neues Miteinander, ohne jemanden auszugrenzen.

Nur noch Sozialistische Studenten für Ausgrenzung

Ob Rektor Moser sich diesen schönen Worten anschließen wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls sind anscheinend alle außer dem Leobener Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ), der das Vorgehen der Trennung von Universität und Korporationen in einer Aussendung unterstützt, gegen den Vorschlag des Rektors.

Hier finden Sie die Offenen Briefe des Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer (FPÖ) an den Rektor der Montanuniversität Leoben, Peter Moser, und den Vorsitzenden des Uni-Rates, KTM-Chef Stefan Pierer:

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