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Für Erdogan ist der angebliche Putschversuch ein “Segen Gottes”, für 32.000 Verhaftete eher weniger

1. Oktober 2016 / 13:58 Uhr

Erdogans Säuberungsaktionen gehen weiter: 32.000 Gegner bereits im Gefängnis

Der türkische Justizminister Bekir Bozdag berichtete in einem Fernsehinterview dem Sender NTV, wie viele Menschen seit dem sogenannten Putsch gegen Präsident Erdogan verhaftet worden sind. Es sollen derzeit etwa 32.000 sein, denen aktive Teilnahme am Umsturzversuch vorgeworfen wird und die nun hinter Gittern sitzen.

Insgesamt wurden etwa gegen 70.000 Personen juristische Maßnahmen eingeleitet. Darunter sind auch etwa 2.700 Richter (von rund 15.000), die abgesetzt worden sind.

Fragwürdiger Putschversuch

In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli sollen Teile des türkischen Militärs versucht haben, den türkischen Präsidenten Erdogan zu stürzen. Nachdem das Parlament und der Präsidentenpalst bombardiert wurden und es zu mehreren Gefechten zwischen Putschisten und Regierungstruppen kam, konnten letztere die Lage wieder (zu) rasch unter Kontrolle bringen und den kurzzeitigen Aufstand niederschlagen. Insgesamt kamen etwa 300 Personen ums Leben und ca. 2.100 erlitten Verletzungen.

Putsch als "Segen Gottes"

Erdogan hat diesen Putschversuch bald darauf als „Segen Gottes“ bezeichnet und angeregt, dass man im Parlament über die Wiedereinführung der Todesstrafe reden sollte.

Auch wurde nach dem Putsch bekannt, dass die türkische Regierung unter Erdogan bereits lange vor dem Putsch-Versuch „Schwarze Listen“ erstellt hatte, die eine große politische Säuberung innerhalb der Armee vorbereiten sollten. Dass diese nun mit der Beteiligung am Putsch begründet werden kann, macht es Erdogan leichter, seine Kritiker und Gegner hinter Schloss und Riegel zu bringen.

Türkei weiter für EU Vertragspartner und Beitrittskandidat

Trotzdem sieht die Europäische Union in der Türkei unter Erdogan einen verlässlichen Vertragspartner (Türkei-"Flüchtlingsdeal") und einen Beitrittskandidaten zur EU. Ebenso dürfte die Visa-Freiheit für Türken bei Reisen in die EU bereits beschlossene Sache sein. Möglicherweise, damit Erdogan unliebsame Staatsbürger leichter des Landes verweisen kann.

 

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