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Die US-Botschaft in der Boltzmanngasse in Wien ist im Gegensatz zu jener in Ghana nicht falsch

6. Dezember 2016 / 09:37 Uhr

Falsche US-Botschaft in Ghana stellte zehn Jahre lang Visa aus – Dokumente zum Teil sogar echt

Ein durchaus kurioses Geschäftsmodell ist im westafrikanischen Ghana aufgeflogen. Dort entdeckten Behörden eine falsche US-Botschaft, die, natürlich gegen hohe „Gebühren“, Visa und Ausweise ausgestellt hatte. Diese illegale Vertretung wurde nun von der örtlichen Polizei umgehend geschlossen.

„Weiße“ Türken als Botschaftsmitarbeiter

Wie das US-Außenministerium mitteilte, war die angebliche US-Botschaft in einem abgewirtschafteten Gebäude in der Hauptstadt Accra untergebracht. Betrieben wurde sie von einem kriminellen Netzwerk von Ghanesen (auch politisch korrekt Ghanaer genannt) und Türken, wobei den Türken, die natürlich keine Schwarzafrikaner waren, die Aufgabe zukam, die Botschaftsmitarbeiter zu mimen.  

Dass diese illegale Botschaft zehn Jahre lang unbehelligt ihren Geschäften nachgehen konnte, wird der Korruption in Ghana zugeschrieben. Das kriminelle Team konnte sich durch hohe Bestechungsgelder an staatliche Beamte jeglichen genaueren Kontrollen entziehen.

Durch Hinweis „zweite Botschaft“ entdeckt

Nun aber gab es doch eine großangelegte Sicherheitsüberprüfung, weil die US-Behörden einen Tipp erhalten hatten, dass es in Accra eine „weitere“ US-Botschaft geben soll.

Tatsächlich wehte über dem fraglichen Gebäude die US-Flagge, und in den Büroräumlichkeiten der angeblichen Botschaft hing auch das Bild des scheidenden US-Präsidenten Barack Obama an der Wand. Türkische Staatsbürger, des Englischen kundig, haben sich als Konsularbeamte ausgegeben.

Drei Tage in der Woche gab es für ausreisewillige Ghanesen Parteienverkehr, allerdings musste man zuvor einen Termin ausmachen, um in die „Botschaft“ zu kommen.  

Auch war das kriminelle Netzwerk pr-mäßig nicht untätig und warb sogar in den umliegenden Ländern Togo oder der Elfenbeinküste für ihre Dienste. Reisen nach Accra in die falsche Botschaft wurden straff organisiert.

Echte Visa in falscher Botschaft

Natürlich existiert in Ghana ebenfalls eine echte US-Botschaft. Vor dieser warten täglich hunderte Menschen, um auf legale Weise ein Visum für die USA ergattern zu können.

Da die Vereinigten Staaten allerdings eine rigide Einwanderungspolitik betreiben und Visa nur nach genauer Prüfung ausstellen, konnte das Geschäftsmodell der Botschafts-Bande blühen, zumal die Kriminellen sogar echte Visa-Dokumente verwendet haben. Wie diese in den Besitz der falschen Botschaft gekommen sind, ist derzeit noch unklar. Bekannt hingegen ist, was z.B. eine gefälschte US-Geburtsurkunde (die eine automatische US-Staatsbürgerschaft bedingt) gekostet hat, nämlich 6.000 Dollar – das sind für den Durchschnitts-Ghanesen mindestens zwei, drei Jahresgehälter.

Große Personenanzahl wahrscheinlich bereits „legal“ in Europa 

Im Zuge dieser Sicherheitsüberprüfung stieß man auch auf eine falsche niederländische Botschaft. Insgesamt sind bei der großangelegten Polizei-Razzia in Accra echte aber auch perfekt nachgemachte Visa für die USA, den Schengen-Raum, Indien und Südafrika sichergestellt worden.

Wievielen Personen es in den letzten zehn Jahren gelang, mit diesen in den falschen Botschaften ausgestellten Papieren etwa nach Europa zu kommen, ist freilich nicht bekannt.

 

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