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“Qualitätsmedien” schmeissen immer mehr Journalisten hinaus, “Ajour” soll s wieder richten. Fragt sich nur, für wen.

14. Dezember 2016 / 12:56 Uhr

Leserschwund bei “Qualitätsmedien”: Eigenes AMS-Service für ausgediente Meinungsbildner

Für den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) ist per definitionem ein Journalist ein Jemand, der sich „hauptberuflich an der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt“. Da viele dieser „Massenmedien“ freilich Probleme haben, von der Masse tatsächlich wahrgenommen zu werden, geschieht es immer häufiger, dass Journalisten den Weg zum Arbeitsamt antreten müssen, weil der Arbeitgeber wegen Leserschwundes dicht gemacht hat.  

Kommentar von Unzensurix

So geschah es unlängst auch dem „renommierten“ WirtschaftsBlatt, einer Zeitung, die zwar hochgejubelt, aber zuletzt kaum bis gar nicht mehr gelesen worden ist.

Aber nun stellt sich die Frage, was macht man mit jenen Journalisten, die z.B. in einer solchen Qualitätspostille Ergüsse abgeben durften? Dass man sie umschult und sie vielleicht statt Worte klauben einer anderen Beschäftigung nachgehen sollten, kommt natürlich nicht in Frage, zumal der wahre Journalist ja gar keine Ausbildung benötigt, um sich Journalist zu nennen, sondern nur dem unumstößlichen Ethos der Wahrheit (oder was das Medium, für das er arbeitet, für Wahrheit hält) verpflichtet ist.

Plattform für arbeitslose Journalisten

So kam man auf eine brillante Idee, die der Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl bereits angekündigt hat, wie arbeitslosen österreichischen Journalisten bei der Jobsuche geholfen werden soll. Man wird eine Plattform gründen, die diesen armen Kerlen ohne adäquate Arbeit unter die Arme greifen soll. Und ein Name ist ebenso schon gefunden: „Ajour – Arbeit für JournalistInnen“ wird sie brav gegendert heißen (wobei ja kaum eine größeres Medium – außer dem ORF – sich den ständigen, penetranten Verweis auf Manderln und Weiberln leistet). Angesiedelt soll "Ajour" standesgemäß beim Presseclub Concordia im ersten Wiener Gemeindebezirk sein.

Der Name „Ajour“ ist durchaus gut gewählt, denn „a jour“ (vor der Anglifizierung ab 1945 auch im Deutschen ein populärer Begriff wie etwa Trottoir) bedeutet auf Französisch „auf dem neuesten Stand“ bzw. „aktuell“ und verweist dadurch die Journalisten auf den bedauernswerten Zustand ihrer aktuellen Arbeitslosigkeit.

Ex-Standard- und ARBÖ-Frau am richtigen Platz

Und auch die Vorsteherin der Plattform ist die richtige Frau am richtigen Platz. Handelt es sich doch um Lydia Ninz, die sich ihre Sporen seinerzeit beim Standard als Wirtschaftsjournalistin verdiente, zwischenzeitlich ARBÖ-Generalsekretärin war und mit dieser Funktion als "Ajour"-Chefin wieder zurück in die journalistische Welt eintaucht. Freilich mit einem Job (für jene ohne).

Berufsorientierte Lösungen

Und in diesem wird sie zusammen mit dem Chef des Arbeitsmarktservices (AMS) Johannes Kopf berufsorientierte Lösungen und maßgeschneiderte Hilfe für die hock'nstaden Schreiberlinge finden, damit diese ihre Qualitätstexte nicht für die Schublade, sondern für meinungsbildende Auftraggeber verfassen dürfen.

Meinungsbildung abseits vom klassischen Journalismus

Ob sich allerdings diese so leicht finden lassen, ist weniger eine Frage des Wollens, denn staatlich geförderte Meinungsbildner sind immer gefragt, wenn es darum geht, den Staatsbürger für dumm zu verkaufen, sondern eher eine Frage des Könnens. Selbst wenn sich viele Medien redlich bemühen, den Leser von einer notwendigen Gutmenschlichkeit zu überzeugen, wird es doch immer schwieriger, gerade für die sogenannten Qualitätsmedien (zu denen sich sogar der ORF zählt) Leser oder Zuschauer/hörer zu finden.

Denn dummerweise (für den sogenannten klassischen Journalismus) hat die technische Entwicklung eine Medienwelt (Internet) zugelassen, in der man sich weit unabhängiger als früher von gelenkten Informationen befreien kann und sich sogar (und das ist sogar das Allerschlimmste für klassischen Journalisten) als normaler Bürger eigene Meinungen bilden kann.

Job für die eigenen Leute wird es immer geben

Daher muss man leider für die Plattform „Ajour“ insofern schwarzsehen, alsdass sie wahrscheinlich kaum viele neue Jobs für alt- und ausgediente Journalisten finden wird. Aber da eine Standard-affine Person die Leitung innehat, werden wenigstens jene Journalisten, die eine linkslinke oder staatsgefällige Schreibkarriere vorweisen können, nicht völlig durch den Rost fallen und sich womöglich als Pressesprecher einschlägiger Organisationen oder Parteien verdingen können.

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